2020

Verdienstorden für HolocaustÜberlebenden aus Marl

Ministerpräsident Armin Laschet heftet Rolf Abrahamsohn den Verdienstorden des Landes an

Er gehört zu den wenigen deutschen Juden, die noch selbst über das Unheil berichten können, das Juden in der NS-Zeit widerfahren ist. Und er setzt sich mit großem Engagement gegen das Vergessen ein: Dafür ist Rolf Abrah-amsohn (94) mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet worden. Ministerpräsident Armin Laschet überreichte die Auszeichnung am 06.01.2020 persönlich in Marl. Mit dem Landesverdienstorden ehrt die Landesregierung Bürgerinnen und Bürger für herausragende Verdienste um das Gemeinwohl und um das Land NRW. Rolf Abrahamsohn hat sich diese Verdienste erworben, weil er die Erinnerung an das Menschheits-verbrechen des Holocaust und seine Opfer wachhält, indem er unter anderem Schülerinnen und Schülern berich-tet, welche Grausamkeiten die Nationalsozialisten seiner Familie und ihm aufgrund ihres jüdischen Glaubens angetan haben.
Rolf Abrahamsohn wurde als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Marl geboren. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde er aus seiner Heimatstadt vertrieben und nach Riga deportiert. Er überlebte sieben Arbeits- und Konzentrationslager. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Abrahamsohn nach Marl zurück. Von seiner Familie aber überlebte niemand.
„Rolf Abrahamsohn ist einer der letzten noch lebenden Zeitzeugen der menschenverachtenden Ideologie der Nazi-Diktatur“, sagte Ministerpräsident Laschet in seiner Laudatio. „In sieben Konzentrations- und Arbeitslagern hat er selbst ein unvorstellbares Martyrium erlebt. Es ist Rolf Abrahahmsohns überragendes Verdienst, dass er die men-schliche Größe und Kraft aufgebracht hat, bei uns in Nordrhein-Westfalen die Erinnerung an die Nazi-Diktatur und an den Holocaust wachzuhalten.“
Durch seine Besuche in Schulen habe Rolf Abrahamsohn dazu beigetragen, dass nichts vergessen werde und dass vor allem die Opfer nicht vergessen würden. Laschet betont: „Rolf Abrahamsohns Lebensweg ist für uns alle eine Mahnung, dass wir immer wachsam bleiben müssen gegenüber jeder Form von Rassismus und Antisemitismus.“
Der gebürtige Marler setzte sich für die neu gegründete Jüdische Kultusgemeinde Bochum/Herne/Re-cklinghausen ein und war von 1978 bis 1992 deren Vorsitzender. Seit 2016 ist Rolf  Abra-hamsohn Ehrenvorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Recklinghausen. Er war im Vorstand der Jüdischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit aktiv und hat den Aufbau des Jüdischen Museums in Dorsten intensiv unterstützt und begleitet.
Laschet macht deutlich: „Ohne das herausragende Engagement von Rolf Abrahamsohn wäre das Jüdische Leben im Ruhrgebiet nicht das gleiche, wie wir es heute vorfi nden. Gemeinsam mit anderen Holocaust-Überlebenden hat er jüdisches Leben im Ruhrgebiet und in Nordrhein-Westfalen erst wieder möglich gemacht.“
2011 ist Rolf Abrahamsohn vom Kreis Recklinghausen die Vestische Ehrenbürgerschaft verliehen worden.

RECKLINGHÄUSER ZEITUNG, Fotos: Mark Hermenau (Land NRW)

Ehrung im Hause Abrahamsohn. Ministerpräsident Armin Laschet (2.v.r.) hat Rolf Abrahamsohn (2.v.l.) am 06.01.2020 im Beisein von Landrat Cay Süberkrüb (l.) und Bürgermeister Werner Arndt (r.) mit dem  Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet

Zum 95-jährigen Geburtstag von Rolf Abrahamsohn

Am 9. März 2020 feierte Rolf Abrahamsohn, einer der ältesten Mitglieder unserer Gemeinde, sein 95. Wiegenfest. Als einer der letzten verbliebenen Zeitzeugen können wir Rolf Abrahamsohn getrost als lebende Legende bezei-chnen, welche die Schrecken des Holocaust aus eigener Erfahrung eindrucksvoll schildern kann.
Nach Zwangsarbeit und Aufenthalt in den Konzentrationsla gern von Riga, Stutthof, Buchenwald, Bochum und Theresienstadt, war er der einzige Überlebende seiner gesamten Familie. Rolf Abrahamsohn scheute auch nicht davor zurück, nach seiner Befreiung in die ursprüngliche Heimat zurückzukehren. Er wirkte aktiv an der Wieder-belebung des jüdischen Lebens in dieser Region mit und stand schließlich über einen langen Zeitraum der Gemei-nde Bochum-Herne-Recklinghausen vor.
Wir gratulieren von ganzem Herzen Rolf Abrahamsohn zu seinem wunderbaren Jubiläum und wünschen ihm viel Gesundheit, Glück, Wohlstand und ein langes Leben.
                                   Im Namen der jüdischen Gemeinde Kreis Recklinghausen
                                                                                                       Dr. Mark Gutkin

 

 

Dr. Mark Gutkin und Rolf Abrahamsohn

Zehn weitere Stolpersteine

Drei Verlegeorte in Castrop, Habinghorst und lckern

Zehn weitere Stolpersteine hat der Künstler Gunter Demnig (l.) an drei Orten in Castrop-Rauxel verlegt. Unterstützt wurde er von Yvonne Wittenbreder-Molloisch vom Aktionsbündnis Stolpersteine Castrop-Rauxel und von Dr. Mark Gutkin, Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Recklinghausen. FOTO: Thiele

Rund neuneinhalb Jahre nach den ersten Stolpersteinen zur Erinnerung an Bürger jüdischen Glaubens hat der Künstler Gunter Demnig am Dienstag (23. Juni) zehn weitere Stolpersteine in der Europastadt verlegt.

Das „Aktionsbündnis Stolpersteine Castrop-Rauxel“ hatte Demnig nicht nur in die Altstadt, sondem auch -nach Ickem und Habinghorst gebeten. Bereits zum fünften Mal wurden Stolpersteine verlegt, zum ersten Mal am 5. No-vember 2010.

Mit der Aktion Stolpersteine werden Juden geehrt, die in Castrop-Rauxel ihre Wohn- oder Wirkungsstätte hatten und während der Nazi-Herrschaft verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Vor dem Haus, in dem die zu ehren-den Personen zuletzt aus freien Stücken gewohnt haben, werden die Steine dauerhaft im Gehweg eingelassen.

Fünf neue Stolpersteine erinnern an der Lönsstraße 6 (ehemals Kaiser-Friedrich-Straße) an Familie Feuerstein. Sie hatte ein Haushaltswarengeschäft, war jüdischen Glaubens und hatte die polnische Staatsbürgerschaft . Diese Fa-milien jüdischen Glaubens mit polnischer Staatsbürgerschaft wurden Ende Oktober 1938 von den National-sozialisten aus ganz Deutschland nach Polen abgeschoben. Alle fünf Mitglieder der Familie Feuerstein, die Eltem und die drei Söhne, sind später von den Nazis ermordet worden. An der Oskarstraße 60 in Habinghorst erinnem vier Stolpersteine an Familie Nathan. Walter Nathan war die letzte Person, die 1939 auf dem alten jüdischen Fried-hof zu Castrop bestattet wurde. In Ickem an der Kirchstraße 17 wurde ein Stolperstein für Hans-Otto Körbs verleg.
Er war für die Kommunistische Partei im Stadparlament. Hans-Otto Körbs ist, nachdem er sich abfällig über Hitler und Göring geäußert hatte und die Nazis für den Reichstagbrand veran-twortlich gemacht hatte, denunziert worden, daraufhin verurteilt und nach Verbüßung seiner Gefängnisstraße ins KZ Esterwegen gebracht worden (,,Schutzhaft“). Er hat die NS-Zeit überlebt.

Der Besuch der Jüdische Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen von Carina Gödecke erste Vizepräsidentin des Landtags NRW.

Es war Carina Gödecke MdL, Vizepräsidentin des NRW-Landtags und Trägerin der Josef-Neuberger-Medaille der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf sowie der  Dr.-Ruer-Medaille der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen, und mir ein wirkliches Herzensanliegen die jüdische Kultusgemeinde in Recklinghausen zu besuchen. Ihr Vorsitzender Dr. Mark Gutkin führte uns und einige SPD-Ratskandidaten durch die Geschäftsstelle und die Synagoge, diskutierte mit uns über die Arbeit der Gemeinde. Mir war es als Bürgermeisterkandidat anläßlich des Besuches wichtig zu betonen, dass Recklinghausen eine weltoffene, bunte und tolerante Stadt ist, in der alle Religionen zu Hause sind und Fremdenfeinlichkeit oder Antisemitismus keinen Platz haben. Ich bin sicher, dass dies auch nach der Kommunalwahl am 13. September der Fall ist.

Autor: Andreas Becker

Gläubige arbeiten für den Frieden

Freuen sich auf den Auftakt in der Synagoge: (v.l.) Beatrix Ries, Ahmad Aweimer, Mark Gutkin, Hartmut Dreier und Isaac Tourgman. -FOTO: MUNKER

WEST. Am Sonntag startet das 20. Abrahamsfest mit einer Auftaktfeier in der Synagoge. Coronabedingt finden dort nur 30 ausgewählte Gäste einen Platz. Andere Teilnehmer können jedoch online dabei sein.

Eigentlich war alles anders geplant. Eigentlich. Doch dann wirbelte die Corona-Pandemie die Vorbereitungen des 20. Abrahamsfestes durcheinander. Die Feier begehen Christen, Juden und Muslime gemeinsam. „Wir sind derzeit bei Plan B“, sagt Dr. Mark Gutkin von der jüdischen Kultusgemeinde „von Plan C konnten wir uns verabschieden.“ Letzterer hätte bedeutet, dass keine Auftaktveranstaltung in dem jüdischen Gotteshaus hätte stattfinden können. Nun also Plan B. „Wir laden nur 30 Personnen ein“, erklärt Dr. Mark Gutkin weiter. Diese Gästeanzahl findet nach Coronabestimmungen Platz in der Synagoge. Jeweils sechs Plätze davon können die drei Religionen frei vergeben. Zwölf sind für geladene Besucher reserviert, darunter Bürgermeister Christoph Tesche, Landrat Cay Süberkrüb, Werner Arndt (Bürgermeister der Stadt Marl) Serap Güler (Staatssekretärin des Landtages), Carina Gödecke (Vizepräsidentin des Landtages) und Dorothee Feller. Die Regierungspräsidentin wird eine Rede zum Thema „Zusammenleben über alle Grenzen hinweg – Chancen und Sorgen der Generationen hier und heute“ halten. Unterstützung erhält sie von jeweils einem christlichen, jüdischen und muslimischen Jugendlichen. Die jungen Menschen diskutieren über ihre persönlichen Befürchtungen und Hoffnungen.

„Wir positionieren uns deutlich gegen den wieder entflammten Rassismus. Davon sind wir alle betroffen und hoffen durch unsere Arbeit auf eine bessere Zukunft. Wir arbeiten alle gemeinsam für den Frieden“, sagt Ahmad Aweimer , Zentralrat der Muslime in Deutschland. Isaac Tourgman, Kantor der jüdischen Gemeinde, fügt hinzu: ,,Corona wird vorübergehen, doch es gibt andere Seuchen, die Bestand haben: Rassismus und Antisemitismus. Dagegen kämpfen wir jedes Jahr und hoffen, dass unsere Kinder und Enkelkinder das nicht mehr erleben müssen.“

Von Bianca Munker, Recklinghäuser Zeitung

INFO: Wer die Übertragung sehen möchte, hat unter Youtube (Abrahamsfest Marl), Facebook (@abrahamsfestmarl), Instagram (@abrahamsfest marl), oder www.abrahamsfest-marl.de die Möglichkeit.

Das erste Licht leuchtet

Die jüdische Kultusgemeinde feiert Chanukka. Das Fest dauert acht Tage.

Dr. Mark Gutkin (l.) und Isaac Tourgman entzünden das erste Licht des Chanukkia. —FOTO: MUNKER

West. (bimu) Seit gestern feiern Menschen jüdischen Glaubens Chanukka. Dabei wird jeden Abend ein Licht am neunarmigen Leuchter entzündet. Aus diesem Anlass zündeten Dr. Mark Gutkin, Vorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde, und Kantor Isaac Tourgman die erste Kerze an. Und das zwei Mal.
Denn die Gemeinde besitzt zwei Chanukkia, wie der Leuchter genannt wird. Der Größere befindet sich auf einem Balkon der Synagoge. Sein elektrisches Licht wurde bequem per Fernbedienung eingeschaltet. Der Kleinere steht im Inneren des Gotteshauses. Wer sich wundert, warum auf unserem Foto zwei brennende Kerzen zu sehen sind: Das neunte Licht in der Mitte dient lediglich als „Diener“, nur mit diesem dürfen die anderen angezündet werden. Es brennt jeden Tag. Eigentlich feiert die Gemeinde Chanukka mit Mitgliedern und Gästen. Das muss dieses Jahr coronabedingt ausfallen. „Wir haben allen 570 Gemeindemitgliedern Geschenktüten mit Wein, Kuchen aus Israel und einem Chanukka-Leuchter vorbeigebracht“, sagt Dr. Mark Gutkin. Traditionell essen Juden während Chanukka abends Speisen, die in Öl gebraten oder gebacken wurden wie Berliner Ballen. Dr. Mark Gutkin und Isaac Tourgman freuten sich gestern auf leckere Reibekuchen.

Chanukka erinnert an die Befreiung aus griechischer Herrschaft, die zweite Weihe des Tempels und an ein Lichtwunder. Das diesjährige Fest endet am 18. Dezember.

Gegen das Vergessen

Fünf weitere Stolpersteine an der Bochumer Straße 111 in Recklinghausen verlegt

Vor dem Haus Bochumer Straße 111 erinnern Stolpersteine an die Familie Markus. Bei der Gedenkfeier gegen das Vergessen (v.l.): Bürgermeister Christoph Tesche, Manfred de Vries, der Sohn von Martha de Vries (geb. Markus), ihre Tochter Inge Steindler und ihr Ehemann Georg Steindler sowie Georg Möllers vom Verein für Orts- und Heimatkunde. Quelle: Foto: Stadt RE, hochgeladen von Lokalkompass Recklinghausen.

An der Bochumer Straße 111 in Recklinghausen sind fünf weitere Stolpersteine verlegt worden.
„Man stolpert mit dem Kopf und dem Herzen.“ So wurde Gunter Demnigs Gedenk-Projekt Stolpersteine schon beschrieben. Demnig erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing in den Bürgersteig verlegt. In 1265 Kommunen Deutschlands und in 21 Ländern Europas bilden Stolpersteine einen Gedenkort. Als Teil der Recklinghäuser Gedenkkultur wurden und werden auch in Recklinghausen Stolpersteine verlegt, die ein Zeichen gegen das Vergessen der Opfer der NS-Diktatur setzen.
Nun sind fünf weitere Stolpersteine an der Bochumer Straße 111 in Recklinghausen verlegt worden.

Erinnerung an die Familie Markus

Sie erinnern an die Familie Markus und erzählen in knappen Daten die Lebensgeschichte der jüdischen Familie. Von Felix Markus und seiner Ehefrau Julie Markus, von deren Töchtern Dina und Martha Markus und von Heinrich Hanau, dem Bruder von Julie Markus.
„Stolpersteine“, sagte Bürgermeister Christoph Tesche in seiner Rede, „sind Mahnmale zur Erinnerung an die Opfer. Sie sind eine Warnung vor den Tätern. Sie sind ein Zeichen von Trauer und Respekt vor den Opfern. Sie dienen als Mahnung, dass sich diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit niemals wiederholen dürfen. Wir stehen hier mit dem unbedingten Willen, nicht zu vergessen.“
Er erinnerte daran, dass die Familie zu den alteingesessenen Poahlbürgern der Stadt gehörte. Die Brüder Alex, Felix und Robert Markus betrieben mit ihren Ehefrauen Obst- und Gemüsegeschäfte in der Innenstadt, in Süd und auf dem Wochenmarkt.
An ihre Biographien erinnerte Georg Möllers vom Verein für Orts- und Heimatkunde und ehrenamtlicher Bearbeiter des städtischen Online-Gedenkbuches. 2014 hatte der Rat der Stadt in einem Beschluss zur Gedenkkultur die Erarbeitung der Biographien der Opfer der NS-Diktatur in einem Online-Gedenkbuch und die anschließende Verlegung von Stolpersteinen zum Gedenken beschlossen.

1941 Einzug in eines der „Judenhäuser“

1941 mussten die Eheleute Felix und Julie Markus mit ihrer Tochter Martha ihr Haus an der Bochumer Straße 111 verlassen und wie alle Juden in eines der fünf von den Nazis so bezeichneten „Judenhäuser“ der Stadt ziehen. Heinrich Hanau war auch dabei. Am 24. Januar 1942 erfolgten die Deportationen von insgesamt 95 Erwachsenen und zehn Kindern aus den Häusern. Im Transport, der Dortmund am 27. Januar 1942 verließ, befanden sich auch die Familie Julie und Felix Markus mit Tochter Martha und Heinrich Hanau.
Der Zeitpunkt des Todes von Heinrich Hanau im Ghetto kann nicht mehr bestimmt werden. Dies gilt ebenso für Julie und Felix Markus. Dina Markus wurde 1942 nach Auschwitz deportiert und dort getötet.
Einzige Überlebende war die damals 22-jährige Martha Markus. Nach ihrer Rückkehr nach Recklinghausen musste sie den Tod von 24 Familienmitgliedern beklagen, davon stammten drei aus der unmittelbaren Verwandtschaft von Ludwig de Vries aus dem Emsland, den sie in Recklinghausen heiratete.
Ludwig und Martha de Vries gehörten zu den wenigen überlebenden Gemeindemitgliedern, die jüdisches Leben nach der Shoah in Recklinghausen wieder aufbauten.

Mahnmal der Holocaust-Opfer

1948 stiftete das Ehepaar das Mahnmal der Holocaust-Opfer auf dem Jüdischen Friedhof. Ludwig de Vries (1904-1958) leitete bis zu seinem Tod die Gemeinde. Martha de Vries wurde nach ihrem Tod am 30. Dezember 1988 neben ihrem Mann auf dem Jüdischen Friedhof beigesetzt.
Zur Enthüllung der Stolpersteine waren eigens die Kinder von Martha und Ludwig de Vries, Manfred de Vries sowie Inge Steindler, angereist. „Es ist schwer, diese Steine zu setzen, und heute war es schwer, für die eigenen Eltern diese Steine zu setzen“, sagte Manfred de Vries. „Leider hat der Antisemitismus wieder zugenommen. Wir müssen alles tun, dass Menschen verstehen, dass das falsch ist. Doch die meisten Menschen trauern wegen dem, was geschehen ist. Das ist der richtige Weg.“
Aufgrund der Corona-Krise fand die Verlegung der Stolpersteine in einem kleinen Kreis statt.

Dr. Mark Gutkin und Isaac Tourgmann

Anwesend waren neben anderen Dr. Mark Gutkin und Isaac Tourgmann von der Jüdischen Kultusgemeinde.
Isaac Tourgmann, Kantor der Jüdischen Kultusgemeinde, sprach ein Gebet für die Seelen der Familie Markus und die Seelen der Millionen ermordeten Juden, die in den Vernichtungslagern von Auschwitz und in vielen anderen Konzentrationslagern gequält und ermordet wurden.
Anwesend waren auch Vertreter der Ratsfraktionen und Schuldezernent Dr. Sebastian Sanders. Johannes Ruddek vom Theodor-Heuss-Gymnasium spielte während der Verlegung Gitarre.

Beteiligung Recklinghäuser Schulen

Die Gedenkkultur ist wichtiger Baustein für die Gegenwart mit großer Beteiligung der Recklinghäuser Schulen. Sie konnten aufgrund der Corona-Pandemie nicht teilnehmen. Eine größere Veranstaltung mit Schülern und Manfred de Vries soll zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.