2022

Zum 30-jährigen Bestehen des Jüdischen Museums Westfalens

Dr. Mark Gutkin, Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen

Liebe Freunde!
Ich denke, unsere Gemeinde hat großes Glück gehabt. Glück, weil das Jüdische Museum Westfalen, das 2022 30 Jahre alt wird, und unsere jüdische Gemeinde sich auf dem Gebiet des gleichen Regierungskreises von Recklinghausen befinden. Und ungeachtet dessen, dass das Museum den offiziellen Status „Jüdisches Museum Westfalen“ innehat, nennen wir es unser Museum, was der Definition nach zu freundschaftlichem nachbarschaftlichem Verhältnis und zur engen Zusammenarbeit verpflichtet. Deswegen  möchte ich die Gelegenheit nutzen, zu überlegen, wie ich den Begriff der Zusammenarbeit verstehe, worin ich seine Aktualität und die gesellschaftlich-politische Bedeutung sehe.

Aktuell gibt es in Deutschland 32 jüdische Museen, zu denen das Jüdische Museum Westfalen in der Stadt Dorsten zählt. Eine beeindruckende Menge. Die Museen dokumentieren die Geschichte des Judentums in Deutschland, erzählen mit ihren Ausstellungsstücken von religiösem Leben und jüdischen Feiertagen, führen Aufklärungs und Erziehungsarbeit durch, erfüllen verschiedene für die Gesellschaft wichtige und nützliche Funktionen.

Was ist denn dann das Problem? Wie es aussieht, besteht es darin, dass sich heutzutage in Deutschland, auch nicht ohne die „Hilfe“ der jüdischen Museen, ein Stereotyp der Wahrnehmung jüdischen Lebens gebildet hat. Der Sinn dieses Stereotyps besteht darin, dass für einen Großteil der Bevölkerung die Quelle der Informationen über jüdisches Leben Ausstellungsstücke in Museen, Archivmaterial und alte, wie durch ein Wunder erhalten gebliebene, Friedhöfe sind. Das jüdische Leben selbst assoziiert man vor allem mit Klezmer-Konzerten, Gedenkveranstaltungen, Ausstellungen zum Thema und mit politischen Aktionen, sowie Publikationen in der Presse und im Internet. Die Gründung, der Besuch oder die Unterstützung jüdischer Museen wird dem Kontakt mit real existierenden Juden gegenüber off- ensichtlich bevorzugt. Und für viele Deutsche ist ein Museum beinahe der einzige Weg, Juden, die jüdische Welt, das Judentum und die viele Jahrhunderte umfassende Geschichte des jüdischen Volkes kennenzulernen.

Was sind denn die Gründe für das Entstehen dieses Stereotyps, der zu einer Situation führte, die man kurz als „Über Juden ohne Juden“ zusammenfassen kann? Wahrscheinlich besteht einer der Hauptgründe darin, dass sowohl heute in den nach dem Zweiten Weltkrieg wiedergeborenen jüdischen Gemeinden als auch nach über 30 Jahren seit dem Beginn der jüdischen Emigration aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion in vielen jüdischen Gemeinden immer noch hauptsächlich Russisch gesprochen wird. Ich bin mir sicher, dass es noch eine Vielzahl unterschiedlicher Gründe gibt, deren Analyse und Systematisierung ich nicht vertiefen möchte. Ich möchte auch nicht bei Beispielen stehenbleiben, welche die Schlussfolgerungen illustrieren, dass das reale Leben der jüdischen Gemeinden Deutschlands, in denen heute die moderne jüdische Geschichte „geschrieben“ wird und die ihre Traditionen bewahren, nicht sehr anziehend ist und am Rande der Aufmerksamkeit der Gesellschaft bleibt – und dass das jüdische Thema oft genug „ausgebeutet“ wird, um bestimmte politische Ziele zu erreichen.

Wie also kann man die Gesellschaft vom existierenden Stereotyp befreien und was muss man tun, damit zwei einander sehr selten kreuzenden Linien – das von der Gesellschaft wahrgenommene und das real existierende jüdische Leben – so viel mehr Berührungspunkte wie möglich finden? Ich bin nicht bereit fertige Rezepte zu präsentieren. Doch ich bin mir sicher, dass bei der Vielzahl der möglichen Herangehensweisen an die Lösung des Problems das Hauptergebnis die Bildung des Verständnisses in der Gesellschaft sein muss, dass das mehr als 1700 Jahre andauernde Leben der Juden in Deutschland keineswegs eine historische Vergangenheit und nicht ihr Phantom ist, dass wir kein Dokument aus dem Archiv sind und kein Ausstellungsstück im Museum. Wir sind die nach der blutigen Katastrophe wiedergeborene jüdische Gemeinschaft Deutschlands, die im „Hier und Jetzt“ real existiert.

Ich verstehe, dass das oben Dargelegte nicht ganz in die Tradition der Lobsprüche zu einem Jubiläum passt. Doch mich als Menschen, der seit vielen Jahren eine aktive Position in der jüdischen Gemeinschaft Deutschlands einnimmt, kann die entstandene Situation nicht gleichgültig lassen.

Es ist mir sehr wichtig, meine Meinung zu dieser Frage öffentlich auszusprechen und darauf aufmerksam zu machen. Auch ist es mir sehr wichtig, die besondere Rolle der jüdischen Museen zu unterstreichen, die sie bei der Änderung der Situation spielen können, denn ich bin mir sicher, dass ihre Gründer die Museen nicht als Modeerscheinung gegründet haben, sondern weil sie sich in der Verantwortung vor der Geschichte sehen. Und sie sind nicht nur dort offen, wo die einst erblühten Gemeinden vernichtet wurden, sondern auch dort, wo heute die wiedergeborenen jüdischen Gemeinden real existieren. Diese Rolle muss an erster Stelle darin bestehen, dass die Konzeption der Arbeit der jüdischen Museen neu ausgerichtet wird, insofern dass das heutige Leben der jüdischen Gemeinden darin viel stärker zur Geltung kommt. Und genau das setzt unser engeres Zusammenwirken und die Zusammenarbeit voraus.

Das Museum und unsere Gemeinde verbindet eine eigene langjährige gemeinsame Geschichte, das Verhältnis hatte verschiedene Phasen. Doch was auch immer gewesen ist, das Niveau der Zusammenarbeit bleibt meiner Meinung nach nicht hoch genug, um das existierende Stereotyp zu überwinden.

Von hier aus mein wichtigster Jubiläumswunsch an das Jüdische Museum Westfalen: Ein langes schöpferisches Leben in enger Zusammenarbeit mit der jüdischen Gesellschaft.

Dr. Mark Gutkin, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen, Foto: Alexander Libkin

Stadt Recklinghausen hält Erinnerung an die Opfer des Nazi-Terrors wach

Neben dem Modell der 1938 von den Nazis niedergebrannten Synagoge hielt Bürgermeister Christoph Tesche seine Rede. Foto: Stadt RE/Hermann Böckmann

Seit Jahren pflegt die Stadt Recklinghausen mit vielen Akteurinnen und Akteuren eine ausgeprägte Erinnerungs- und Gedenkkultur. Ein wesentlicher Baustein ist auch eine Veranstaltung, mit der am Mahnmal vor dem Finanzamt Jahr für Jahr an die Reichspogromnacht 1938 erinnert wird. Bürgermeister Christoph Tesche lud auch in diesem Jahr die Bürgerschaft zur Teilnahme ein.

„Mit dem Gedenken halten wir nicht nur die Erinnerung an die Menschen wach, die auch in unserer Stadt durch die Nazis drangsaliert und ermordet wurden, sondern setzen gleichzeitig auch ein klares Zeichen gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Form von Ausgrenzung“, sagte Christoph Tesche bei seiner Rede am Mahnmal. Das Gedenken fand unter Schirmherrschaft der Stadt Recklinghausen statt. Mitgestaltet wurde die Veranstaltung durch die Jüdische Kulturgemeinde, die Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) und Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Suderwich.

„Die Zahl der Straftaten mit antisemitischem Hintergrund ist in den vergangenen Jahren massiv angestiegen. Das ist für unsere Gesellschaft beschämend und darf uns nicht ruhen lassen“, erklärte Christoph Tesche. „Wir sind es den Opfern der Nazidiktatur, aber auch allen Menschen jüdischen Glaubens, die zum Glück mittlerweile wieder in größerer Zahl zu unserer Stadtgesellschaft gehören, schuldig, zu erinnern“, betonte Christoph Tesche.

Der Bürgermeister verwies darauf, dass die Stadt Recklinghausen nicht nur mit dem Verlegen von sogenannten Stolpersteinen, sondern auch mit dem Online-Gedenkbauch, das sich auf der Homepage der Stadt findet, die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wachhält. 1942 wurden 215 Menschen jüdischen Glaubens aus der Recklinghäuser Gemeinde nach Riga deportiert. Ihre Namen finden sich auf einem Gedenkstein, der auf dem Friedhof der Gemeinde steht. Ihnen wird traditionell am ersten Sonntag im November gedacht. Nur 16 Gemeindemitglieder fanden nach dem Krieg den Weg zurück, die anderen wurden ermordet.

Auch in Recklinghausen zogen in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 SA-Trupps

Gemeinsam entzündeten Bürgermeister Christoph Tesche und Gemeindevorsitzender Dr. Mark Gutkin am Mahnmal ein Friedenslicht. Foto: Stadt RE/Daniel Maiss

durch das Stadtgebiet. Sie misshandelten jüdische Bürgerinnen und Bürger, zerstörten deren Geschäfte und setzten die Synagoge der Jüdischen Kultusgemeinde in Brand.

Ein von den Stuckenbuscher Krippenbauern gestaltetes Modell, das während der Gedenkfeier auf der Bühne am Finanzamt platziert wurde, erinnerte an das Gotteshaus, das einst an der Ecke Westerholter Weg/Limperstraße Heimat der Jüdischen Kultusgemeinde war.

Tradition hat mittlerweile auch die Beteiligung von Schülerinnen und Schülern an Gedenkveranstaltungen in der Stadt. „Fachleute schätzen, dass bei 25 Prozent der Bürgerschaft ein latenter Antisemitismus vorherrscht. Und mögen einige Leute auch fordern, es müsse ein Schlussstrich unter diesen Teil der deutschen Geschichte gezogen werden, tun wir genau das Gegenteil und forcieren ganz bewusst die Auseinandersetzung mit dem Thema an unseren Schulen“, erklärte Christoph Tesche.

Und so lasen Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Suderwich, die sich im Rahmen eines Projektes mit dem Schicksal jüdischer Bürgerinnen und Bürger intensiv befasst und dabei auch erfolgreich den Kontakt zu deren Nachfahren gesucht hatten, aus Tagebuchaufzeichnungen vor. Nachdem Kantor Isaac Tourgman das Kaddisch gebetet hatte, zogen die Teilnehmer der Gedenkfeier zur Synagoge, in der die Bürgerinitiative „Die Erinnerung darf nie enden!“ ein eindrucksvolles Programm präsentierte. Auf dem Weg in das Gotteshaus wurde das Modell der alten Synagoge getragen.

Presseserice Ruhrfestspielstadt Recklinghausen

 

 

 

 

Zur Gedenkveranstaltung am 6. November auf dem Friedhof der Jüdischen Kultusgemeinde im Kreis Recklinghausen

Ehrengast Manfred de Vries spricht bei der feierlichen Enthüllung des restaurierten Denkmals

Rund 200 Gemeindemitglieder, Ehrengäste und Freunde der Jüdischen Kultusgemeinde im Kreis Recklinghausen wohnten am 6. November dem Gedenken zu Ehren der 215 ermordeten Gemeindemitglieder sowie aller insgesamt sechs Millionen Holocaust-Opfer bei. Die vielen Besucherinnen und Besucher sowie die musikalische Untermalung durch Geiger Michael Nodelman verliehen der seit 1945 traditionell am ersten Novembersonntag auf dem Friedhof der Gemeinde stattfindenden Gedenkveranstaltung einen würdigen Rahmen.

Herr Dr. Gutkin, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen, begrüßte die Anwesenden mit Mahnen und folgenden bewegenden Worten:„Im Mittelpunkt der Gedenkveranstaltung steht die Enthüllung des restaurierten Denkmals, das überlebende Kriegsheimkehrer am 12. September 1948 auf dem Friedhof zur Erinnerung an die 215 ermordeten Gemeindemitglieder aufgestellt hatten. Initiator der Gedenkstätte war damals Ludwig de Vries, der erste Gemeindevorsitzende nach dem 2. Weltkrieg, unter dessen Leitung die Gemeinde nach dem Holocaust wiederauflebte.“

Die Wiedereinweihung nahmen nun Manfred de Vries, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Bad Nauheim und Sohn von Ludwig de Vries, seine Schwester Inga de Vries, Mark Gutkin

v.l.n.r.: Schwester von Ludwig de Vries Inga de Vries, Manfred de Vries, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Bad Nauheim, Kantor Isaac Tourgman, Dr. Mark Gutkin, Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen

sowie Kantor Isaac Tourgman vor.

Zu den zahlreichen Ehrengästen gehörte Landrat Bodo Klimpel. Mit einem eindrucksvollen Vortrag verstand er es souverän und eindrucksvoll,

seine Worte zu einer tiefgründigen Rede mit Nachhall zu verbinden. Das in Recklinghausen lebende Schauspielerpaar Christine Sommer und Martin Brambach nahm die Besucher mit einem eindringlichen Wechselvortrag über die Opfer des Holocaust ein.

Da das Denkmal in den fast 75 Jahren nach seiner Aufstellung einige Risse bekommen hatte und einsturzgefährdet war, wurde es vollständig restauriert, wobei das ursprüngliche Aussehen erhalten geblieben ist. Die Namen aller Gefallenen sind auf der Rückseite eingraviert. Die Inschrift lautet: „Zum ewigen Gedenken an unsere ermordeten Brüder und Schwestern“.
Manfred de Vries sprach bei der Wiedereinweihung, die mit Fahnenträgern der ursprünglichen Enthüllung anno 1948 nachempfunden war – wie ein historisches Foto belegte. Getragen wurde die Restaurierung des Denkmals durch die Gemeinde, zusammen mit den Erben der Familien Ludwig de Vries und Mina Aron und unter aktiver Beteiligung der Stadt Recklinghausen. Die Durchführung oblag der Firma Vogt Grabmale aus Oer-Erkenschwick.Leider fehlte Rolf Abrahamsohn, der ehemalige Vorsitzende und Ehrenvorsitzende der Gemeinde, der im Dezember vergangenen Jahres verstorben war und eine große Lücke hinterlassen hatte. Für ihn sowie für die Holocaust-Opfer sprach Kantor Isaac Tourgman Kaddisch und Gebet.

Freundeskreis der Jüdischen Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen, FOTOS: Alexander Libkin

Restaurierung der Denkmäler auf dem jüdischen Friedhof Recklinghausen

An dem Mahnmal für die 215 Opfer der Shoah auf dem jüdischen Friedhof in Recklinghausen sieht man immer deutlicher, wie die Zeit vergeht. Die schwarze Farbe verblasst, mit der im Jahr 1948 auf dem Beton des Mahnmals die Namen der Recklinghäuser Juden, die nach Riga verschleppt und getötet wurden, geschrieben wurden. Nicht nur das – auch die Substanz des Mahnmals hat unübersehbar gelitten. Deswegen soll die Gedenkstätte am Nordcharweg bis zum 6. November 2022 erneuert werden, wenn auf dem Friedhof die alljährliche Gedenkveranstaltung stattfindet, die an die Deportation der jüdischen Bürgerinnen und Bürger Recklinghausens nach Riga erinnert. „Am 6. November soll das Mahnmal so aussehen wie zur Eröffnung“, sagt der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Recklinghausen Dr. Mark Gutkin und zeigt ein Schwarz-Weiß-Foto vom 12. September 1948, dem Tag der Einweihung des Mahnmals, das auf dem Bild mit zwei Israel-Fahnen (rechts und links) zu sehen ist. Die Restaurierung übernimmt das Unternehmen Vogt Grabmale aus Oer-Erkenschwick. Maximilian Dryja, ein Vertreter des Unternehmens, schätzt den Arbeitsaufwand auf eine gute Woche zu zweit, mag sich jedoch nicht festlegen, denn sollte das Mahnmal innen nass sein, was man erst bei dessen Öffnung sieht, reiche eine Woche nicht aus. Mit der Zeit kann bei einem gegossenen Denkmal wie diesem der Beton platzen, wenn durch Ritzen Feuchtigkeit eindringt und die verbaute Substanz sich dadurch ausdehnt. Die Risse im Mahnmal seien in der Vergangenheit zwar ausgebessert worden, „aber nicht fachmännisch“, sagt der Steinmetz Dryja.

Der Stadtarchivar Dr. Matthias Kordes erzählt, dass die Aufstellung des Mahnmals 1948 dem jüdischen Ehepaar de Vries zu verdanken ist, das am 9. April 1946 die erste jüdische Hochzeit in Recklinghausen nach der Shoah feierte. Obwohl es damals keine Gedenkkultur und kein Archiv in der Stadt gegeben habe, haben Ludwig und Martha de Vries die Namen der 215 Opfer herausgefunden. Ludwig de Vries war außerdem der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde der Stadt, bis er 1958 verstarb.

Für die Restaurierung des Mahnmals und des Gedenksteins für jüdische Soldaten, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind, ruft die Stadt Recklinghausen zu Spenden auf. Diese beiden Denkmäler spiegelten als „Antipoden“ die „Extreme der deutsch-jüdischen Kultur des 20. Jahrhunderts wider“ stellt Dr. Matthias Kordes fest und der VHS-Leiter Dr. Ansgar Kortenjann sagt dazu: „Es ist wichtig für die Stadt diese Denkmäler zu erhalten“.

Quelle: JEW_14_RE_Mahnmal

Bürgermeister Tesche unterstützt Spendenaufruf für jüdische Mahnmale

Sie werben für die Restaurierung der zwei jüdischen Mahnmale auf dem Jüdischen Friedhof (v.l.n.r.): Isaac Tourgmann, Kantor der Jüdischen Kultusgemeinde, Steinmetz Maximilian Dryja, VHS-Leiter Dr. Ansgar Kortenjann, Stadtarchivar Dr. Matthias Kordes und Dr. Mark Gutkin, Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde. Foto: Stadt RE

Mahnmale halten die Erinnerung wach und arbeiten gegen das Vergessen. Ihre gesellschaftliche Bedeutung ist unleugbar. Nicht nur aus diesem Grund bekräftigen die Stadt Recklinghausen und Bürgermeister Christoph Tesche den Spendenaufruf der Jüdischen Kultusgemeinde, um die Restaurierung der beiden Gedenksteine auf dem Jüdischen Friedhof am Nordcharweg zu unterstützen.

„Wir pflegen in Recklinghausen eine intensive und breit angelegte Gedenkkultur. Daran hat die Jüdische Kultusgemeinde ihren ganz besonderen Anteil“, sagt Tesche. „Umso wichtiger ist es also, die bestehenden Denkmale zu schützen und zu pflegen. Sie erinnern nicht nur an Geschehenes, sondern regen auch zum Nachdenken an und tragen hoffentlich dazu bei, dass es nie wieder zu ähnlich schrecklichen Ereignissen wie im 20. Jahrhundert kommt. Deshalb möchte ich mich mit einer Bitte an Sie wenden, liebe Bürgerinnen und Bürger, unterstützen Sie diese wichtigen Restaurierungsmaßnahmen gerne mit einer Spende.“

Es geht um zwei Mahnmale – das eine erinnert an die jüdischen Soldaten aus Recklinghausen, die während des Ersten Weltkrieges gefallen sind, das andere an die 215 jüdischen Opfer des Holocaust, ebenfalls aus Recklinghausen. Über viele Jahrzehnte hinweg waren die Mahnmale der Witterung ausgesetzt. Diese hat ihre Spuren mittlerweile sichtbar hinterlassen; die Inschriften mit den Namen der Kriegs- bzw. Holocaust-Opfer sind an einigen Stellen kaum mehr lesbar. Das Holocaust-Denkmal, das bereits am 12. September 1948 eingeweiht wurde, wird als erstes restauriert, sodass die Arbeiten spätestens in diesem November abgeschlossen sein sollen.

Maximilian Dryja, Geschäftsführer der Handwerksunternehmen Vogt Grabmale und Starmoris, übernimmt mit seinen Mitarbeitenden diese Instandsetzung. Das Ziel ist es, das historische Erscheinungsbild zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Neben der Ausbesserung der vorhandenen Risse in den gegossenen Denkmalen gilt es auch die Inschriften zu erneuern und neu mit Farbe auszustatten. Die Handwerkstechnik des Einschlagens, die traditionelle Arbeit der Steinmetze, wird heutzutage nur noch selten angeboten.

Nach der Fertigstellung des Holocaust-Mahnmals soll die Restaurierung des Gedenksteins für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs folgen. Da dieser Obelisk bereits im Jahr 1921 errichtet wurde, ist er weitaus schlimmer von Schäden betroffen.

„Die beiden Mahnmale sind bewegende Symbole für die tragischen Extreme der deutsch-jüdischen Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“, erläutert Stadtarchivar Dr. Matthias Kordes. „Nachdem die patriotischen deutschen Juden im Ersten Weltkrieg bereitwillig und Seite an Seite mit nicht-jüdischen Soldaten für das Kaiserreich kämpften, wurden sie bzw. ihre Angehörigen zwei Jahrzehnte später systematisch verfolgt und umgebracht.“

Die gesamte Restaurierungsmaßnahme soll im Laufe des Jahres 2023 abgeschlossen sein. Die Kosten belaufen sich auf circa 20.000 Euro. Um diese aufbringen zu können, ist die Jüdische Kultusgemeinde auf Spenden angewiesen.

Das Spendenkonto

Bankinstitut: Sparkasse Vest Recklinghausen

IBAN: DE87 4265 0150 0000 0450 47

BIC: WELADED1REK

Stichwort: Spende Mahnmal

Quelle: Isabel Wessels, Stadt Recklinghausen, Rathaus, Foto: Alexander Libkin

Jüdischer Freundeskreis und Erinnerungskultur

v.l.n.r.: Jochen Welt, Prof. Dr. Albrecht Geck, Isaac Tourgman, Judith Neuwald-Tasbach, Dr. Mark Gutkin

Mit einer Auftaktveranstaltung zum Thema „Erinnerungskultur im 21. Jahrhundert“ hat sich jetzt die „Initiativgruppe Freundeskreis der Jüdischen Gemeinde“ zu Wort gemeldet. Diese fand in gemeinsamer Vorbereitung in den Räumlichkeiten der Jüdischen  Gemeinde in Recklinghausen statt.

Ausgangspunkt für diese Veranstaltung war die großartige Resonanz bei der Spendenaktion für die Herstellung der Thora-Rolle. In dieser freundschaftlichen Atmosphäre regte die Jüdische Kultusgemeinde die Gründung eines „Freundeskreis der Jüdischen Gemeinde Recklinghausen“ an. Ein solcher Freundeskreis ist in Städten wie Bochum, Unna, Frankfurt, Chemnitz und anderswo schon längst selbstverständlich. Durch ihn sollen sich Menschen unterschiedlichen Glaubens und unterschiedlicher  eltanschauungen, die sich der jüdischen Kultusgemeinde unserer Region verbunden fühlen, persönlich begegnen, einander austauschen, Feste feiern und thematisch relevante Veranstaltungen, z.B. zum Thema der „Erinnerungskultur“ in Deutschland, durchführen. Deshalb hatte die jüdische Kultusgemeinde nun zwei Referenten eingeladen, eine jüdische Referentin und einen nicht-jüdischen Referenten.

In einem ersten Impulsreferat beschrieb Prof. Dr. Albrecht Geck, Leiter des Instituts für Kirchliche Zeitgeschichte des Kirchenkreises Recklinghausen (IKZG-RE), als Ziel von jüdisch-nicht-jüdischer Erinnerungskultur in Deutschland, dass „thematisiert wird, was geschehen ist, aber nie hätte geschehen dürfen, damit es nie wieder geschieht“. Geck charakterisierte „Erinnerungskultur als,Demokratiewissenschaft‘“ und schilderte ihre Entwicklung seit der berühmten Rede Richard von Weizsäckers zum 40. Jahrestag  es Kriegsendes 1985. Diese Rede habe auch in Recklinghausen zu einem Boom der systematischen Aufarbeitung der Verbrechen während des sog. Dritten Reichs geführt. Am Beispiel von Buch und Stadtplan „Wo du gehst und stehst“ (Recklinghausen 2002/09) schilderte Geck das vorbildliche „Recklinghäuser Konzept“, das die Geschichte mit konkreten Personen und konkreten Orten in Verbindung bringe. Anhand einer Stadtkarte könne man heute die „Stätten der Herrschaft, der Verfolgung und des Widerstands“ mit  chülerinnen und Schülern und mit Erwachsenen erkunden. So werde Geschichte kritisch ins Bewusstsein gehoben. Geck machte darauf aufmerksam, dass Erinnerung aus jüdischer und nicht-jüdischer Sicht jeweils etwas anderes bedeute. Beide müssten  llerdings zusammen fi nden in der gemeinsamen Arbeit an einer Demokratie, in der in Anerkennung der Menschenrechte Pluralität verantwortlich gelebt werde. In jedem Fall müsse auch zukünftig deutlich sein, dass die Erinnerung an die Shoa und die  nerkennung Israels zu den unverhandelbaren Bestandteilen staatsbürgerlicher Identität in Deutschland gehörten. Geck schloss seinen Vortrag mit einer nachdenklich stimmenden Anekdote: „Als evangelischer Theologe werde ich oft gefragt, was denn Juden  und  Christen gemeinsam haben. Und oft erstaunen mich die überraschten Gesichter, in die ich blicke, wenn ich antworte: „Die Menschenrechte!“.

Auf die aktuellen Gefährdungen für unser Zusammenleben und die Entwicklung der Erinnerungskultur ging Frau Judith Neuwald-Tasbach, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, Gladbeck und Bottrop und Tochter von Holocaust-Überlebenden in  ihrem persönlichen und emotional sehr bewegenden Vortrag ein. Sie berichtete sehr eindrücklich von der antisemitischen Demonstration am 12. Mai 2021 vor der Synagoge in Gelsenkirchen. Eine Hassveranstaltung, nicht in Ostdeutschland oder weit weg.  Vielmehr in der Nachbarschaft – in Gelsenkirchen.

Judith Neuwald-Tasbach: „Solche Taten regen und wühlen mich auf.“ Die hasserfüllten Gesichter, die sie in ihrer Heimatstadt gesehen hat, gehen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie sieht sie ständig vor sich, ebenso die geballten Fäuste. Auch Kinder seien bei dem  Zug dabei gewesen, sagt sie entsetzt. Rund 180 Demonstranten waren vom Bahnhofsvorplatz in Richtung Synagoge gezogen, aufgehalten wurden sie von Polizeibeamten. Das Geschrei von Hass und Beschimpfungen wie „Scheiß Juden“ ginge ihr nicht mehr  aus dem Kopf. Ähnlich habe es ihr Vater in der Nazi-Zeit erfahren müssen.

Es sei gut, wenn sich zu derartigen Vorfällen die staatlichen Autoritäten klar und deutlich positionieren, so wie es im Mai des letzten Jahres Stadt, Land, Bund und viele gesellschaftliche Gruppen getan hätten. Und doch fehle etwas. Erinnerungskultur und  ekämpfung des Antisemitismus dürfe  nicht nur eine Aufgabe für die Offi ziellen sein. Erinnerungskultur müsse mehr in die Breite gehen, in die Schulen, in die Nachbarschaften und auch in die Familien. Dabei müsse vor allen Dingen gegen das Verdrängen und  Wegsehen gearbeitet werden.

Zum auf den Weg befi ndlichen „Freundeskreis der Jüdischen Kultusgemeinde“ kamen beide Referenten zu dem gleichen Ergebnis. In all den aufgeworfenen Fragen kann er wertvolle Arbeit leisten. Es gelte nicht etwas für Juden zu tun, vielmehr mit ihnen etwas  emeinsam auf den Weg zu bringen. Albrecht Geck: Von dem Freundeskreis, „verspreche ich mir persönliche Begegnungen, in denen sensible Fragen […] o• en besprochen werden, weil wir alleine im Gespräch unter Nicht- Juden damit vielleicht nicht  eiterkommen.“ Am 19.10.2022 hat die „Initiativgruppe Freundeskreis der Jüdischen Gemeinde“ zur Gründungsversammlung eingeladen.

Pressemitteilung, Foto: Alexander Libkin

 

Die vollständige wissenschaftliche Abhandlung
 finden Sie auf der Homepage der Jüdischen
Gemeinde Recklinghausen

Michael Breilmann MdB besucht gemeinsam mit Dr. Klein die jüdische Gemeinde

Am 22.07.2022 besuchte der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus Dr. Felix Klein Michael Breilmann im Rahmen der Sommertour des Abgeordneten. Zu Besuch waren sie bei der jüdischen Gemeinde in Recklinghausen und wurden vor Ort von Herrn Dr. Gutkin, dem Vorstand der Gemeinde, und Herrn Tourgman, dem Vorbeter der Gemeinde, begrüßt. Begleitet wurden Michael Breilmann und Dr. Felix Klein vom Bürgermeister der Stadt Recklinghausen Christoph Tesche.

Herr Dr. Felix Klein wurde im Mai 2018 zum ersten Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus ernannt und durfte seine Arbeit auch nach dem Regierungswechsel in Berlin fortführen. Nun setzt er sich seit Jahren erfolgreich für die jüdischen Gemeinden sowie die Bekämpfung des Antisemitismus ein und besuchte Recklinghausen bereits zum zweiten Mal während seiner Amtszeit.

„Gerade nach den Antisemitismus-Vorfällen der vergangenen Monate ist es umso wichtiger zu den jüdischen Gemeinden zu stehen und immer wieder klare Zeichen gegen jede Form des Antisemitismus zu setzen. Der äußerst freundliche Austausch hat mich sehr begeistert und ich hoffe, dass die Zusammenarbeit auch in Zukunft entsprechend vorgeführt werden kann. Gleichzeitig bin ich Herrn Dr. Klein sehr dankbar für seinen Besuch, sein Engagement und den sehr informativen Austausch“, erzählt der Bundestagsabgeordnete Michael Breilmann, der im Ausschuss des Innern u.a. für die Themen Antisemitismusbekämpf Berichterstatter seiner Fraktion ist.

Nach einer kleinen Begrüßung zu Beginn des Besuchs des Abgeordneten und des Beauftragten der Bundesregierung führten Herr Dr. Gutkin Herr Tourgman ihre Gäste durch die Synagoge. Im Anschluss wurde über die Arbeit in der Gemeinde, zukünftige Veranstaltungen, mögliche Ideen und die Geschichte der Gemeinde berichtet.

Jonas Ehm, Foto: Alexander Libkin

Ein besonderes Ereignis für die jüdisches Kultusgemeinde und für Recklinghausen

Es gibt in Recklinghausen bereits eine vielseitige Erinnerungskultur. Am Sonntag,19.06.2022, kam ein weiteres eindrucksvolles Ereignis dazu. Die Stuckenbuscher Krippenbauer haben im vergangenen Jahr für die große Krippe in der Franziskuskirche verschiedene Modelle traditioneller Stuckenbuscher Gebäude und auch ein Modell der Synagoge, die am 09.November 1938 von den Nazis in Brand gesetzt wurde, gebaut. Dieses wurde am Sonntag in einer Feier der jüdischen Kultusgemeinde überreicht.
Zunächst wurde das Modell an der Stelle aufgestellt und enthüllt, an der die Synagoge stand. Günter Drax, Sprecher der Krippenbauer, begrüßte die vielen Gäste und brachte seine Freude zum Ausdruck, dass jetzt das Synagogen-Modell in der jüdischen Gemeinde einen würdigen Platz erhält. In mühevoller langer Arbeit haben Siggi Sander, Heiko Schulz, Andrea Schulte und Christiane Lück das Modell maßstabgerecht gebaut. Siggi Sander berichtete, wie es dazu gekommen ist. Sein Sangesbruder Josef Grimm, 91 Jahre alt, erzählte ihm, wie er als Junge am Morgen des 10.November 1938 die brennende Synagoge gesehen habe. Darauf kam der Entschluss: „Die bauen wir wieder auf – als Modell!“. Dann ging es an die Arbeit und es entstand ein faszinierendes Modell, das dann unter Klarinetten-Spiel durch Leonid Spivak zur heutigen Synagoge getragen wurde.
Dort begrüßte Dr. Mark Gutkin, Leiter der jüdischen Kultusgemeinde, die Anwesenden, besonders Bürgermeister Christoph Tesche, die Vertreter der Religionen und den Zeitzeugen Josef Grimm und sagte: „Heute ist wieder ein Freudentag. 118 Jahre sind seit der Einweihung der Synagoge in der Hedwigstraße (heute Limperstraße) vergangen, ca. 84 Jahre seit ihrer Zerstörung…. Heute kehrt die verbrannte Synagoge symbolisch in Form eines von Recklinghäuser Bürgern gebauten Modells in unsere Gemeinde zurück. Wir nehmen dieses sehr wertvolle Geschenk mit großer Dankbarkeit an. Und indem ich dieses Geschenk annehme, möchte ich betonen, dass es nicht nur ein Geschenk an uns ist.
Es ist für uns ein Symbol dafür, dass trotz zunehmender antisemitischer Einstellung im heutigen Deutschland unser Freundeskreis immer größer wird und die Solidarität und  Unter-stützung unserer Gemeinde wächst.
Und all dies ist eine Garantie dafür, dass sich die tragischen Ereignisse des Holocaust in diesem Land niemals wiederholen und wir weiterhin in Frieden und Harmonie leben werden.“ Danach berichtete eine Schülerinnengruppe des Theodor-Heuss-Gymnasiums (Recklinghausen) über ihre Arbeit zum Thema Synagoge mit ihrer Lehrerin Irmin Brocker. Für diese Arbeit stand das Synagogen-Modell mehrere Woche in der Schule. Ihre Erfahrungen brachten sie so zum Ausdruck: „In den letzten Wochen haben wir einen tieferen Zugang zu den Themen jüdisches Leben in Recklinghausen und Antisemitismus gefunden… Gemeinsam erinnern wir uns anhand des Synagogen-Modells an die zu vielen Opfer der Geschichte. Gemeinsam setzen wir durch die Übergabe ein Zeichen der Wertschätzung und Freundschaft in der Gegenwart. Es ist ein Zeichen gegen Antisemitismus und für den Frieden.“
Bürgermeister Christoph Tesche brachte seine Freude über die Übergabe des Modells zum Ausdruck und sagte: „Das Modell ist nicht nur Mahnung, sondern auch Symbol für das freundliche Aufeinander-Zugehen und für das friedvolle Miteinander in unserer Stadt, wie es hier in dieser Feier wieder zu erfahren ist.“
Umrahmt wurde die Feierstunde durch das Vokalensemble der Jüdischen Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen unter Leitung von Nikolai Miassojedov und als Gastsängerin durch Daria Telytchenko, einer Teilnehmerin des Fernsehwettbewerbs „Voice  Ukraine“.Sehr bewegend sang sie: “Wo ist die Ukraine?“ Die Feierstunde klang mit einem Festessen aus. In unruhigen Zeiten ein wirklich besonderes Ereignis für die jüdische Kultusgemeinde und für Recklinghausen.
Quelle: Bernhard Lübbering, Foto: Alexander Libkin

Das Kulturprogramm „Musik in der Synagoge“, 2022

v.l.n.r.: Ulrich Engelmann, Holger Freitag, Udo Schmidt, Claus Beeking, Dr. Mark Gutkin, Christoph Tesche, Dr. Andreas Schumann, Anja Rex, Heidi Blessenohl und Klaus Herrmann, Foto: Alexander Libkin

Das Kulturprogramm „Musik in der Synagoge“ fand 2011 erstmals offiziell in Zusammenarbeit mit der Fraktion „Bündnis90 Die Grünen“ statt. Das Kulturprogramm im Format „Treffpunkt Synagoge“ gibt es bereits seit 2012. Mit anderen Worten: In diesem Jahr feiern wir unser zehnjähriges Jubiläum. Im Laufe der Zeit haben sich uns das Integrationsinstitut „Die Brücke“, die Fraktionen SPD, FDP, CDU, das Abrahamsfest in Marl und der Rotary-Club Marl angeschlossen.

Im Laufe von zehn Jahren haben mehr als fünfzig Konzerte im Rahmen unseres gemeinsamen Projekts stattgefunden. Diese Konzerte boten Musik aus verschiedenen Genres, Stilen, Epochen und Kulturen. Bei den Konzerten traten international bekannte Musiker auf. Im Jahr 2017 zum Beispiel Alex Jacobowitc, dessen Marimbophon in sieben Kisten passt und es über vier Stunden braucht, um zusammengebaut und aufgestellt zu werden. Oder zwei Konzerte mit dem berühmten Geiger Alexander Kramarov, dem die Ehre zuteilwurde, auf der berühmten Paganini-Geige zu spielen. Es gab viele Auftritte von Klezmer-Musikern; es gab Musik von zeitgenössischen israelischen und bekannten jüdischen Komponisten. Der Kinderchor aus der Partnerstadt Acco (Israel) und der Ivrietchor „Al Narot“ aus der Partnerstadt Dordrecht (Niederlande) nahmen an unseren Programmen teil. In der letzten Saison hatten wir auch die gemischte israelisch-iranische Gruppe „Sistanagila“ in unserem Programm.

Die Pandemie hat zu einigen Einschränkungen der traditionellen Konzertreihenfolge geführt. Um das Risiko einer Ansteckung zu verringern, planen wir im zweiten Jahr in Folge alle Veranstaltungen für die Sommerzeit in dem Festzelt vor der Synagoge.

Prominente Gratulanten: Zum 30. Geburtstag des Jüdischen Museums kamen am Mittwoch viele namhafte Besucher nach Dorsten. Unter den Gästen waren auch Ministerpräsident Hendrik Wüst und Antisemitismusbeauftragte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.

30 Jahre sind vergangen, seit das Jüdische Museum Westfalen offiziell eröffnet worden ist. Als ein großes „Gemeinschaftswerk“ lobte Dr. Norbert Reichling die heutige Einrichtung. Der Vorsitzende des Trägervereins erinnerte daran, dass die Idee für das Museum aus bürgerschaftlichem Engagement entstanden sei. „Heutzutage nennt man das wohl eine Graswurzelbewegung“, ergänzte Bürgermeister Tobias Stockhoff. Er lobte das Museum als einen „Ort der Demokratie“.

Hendrik Wüst trägt sich im Goldenen Buch ein

Anlässlich des Jubiläums fanden sich zahlreiche prominente Gäste aus Politik und Gesellschaft ein. So war etwa der Münsteraner Bischof Felix Genn ebenso vertreten wie der Landesvorsitzende der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe, Zwi Rappoport. Überregional bekannte Besucher waren etwa die Antisemitismusbeauftragte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die Generalsekretärin des Vereins „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, Sylvia Löhrmann, und natürlich der NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst. Wüst nutzte die Gelegenheit, sich in das Goldene Buch der Stadt Dorsten einzutragen.

Hendrik Wüst trägt sich im Goldenen Buch ein

Anlässlich des Jubiläums fanden sich zahlreiche prominente Gäste aus Politik und Gesellschaft ein. So war etwa der Münsteraner Bischof Felix Genn ebenso vertreten wie der Landesvorsitzende der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe, Zwi Rappoport. Überregional bekannte Besucher waren etwa die Antisemitismusbeauftragte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die Generalsekretärin des Vereins „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, Sylvia Löhrmann, und natürlich der NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst. Wüst nutzte die Gelegenheit, sich in das Goldene Buch der Stadt Dorsten einzutragen.

Quelle: dorsten-online.de/hendrik-wuest-juedisches-museum

Besuch der Jüdischen Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen

Jan Matzoll und Dr. Mark Gutkin

Heute habe ich die Jüdische Gemeinde 🕍 in Recklinghausen besucht und mich mit Dr. Mark Gutkin über die Entwicklung der Gemeinde, über die Kulturreihe „Treffpunkt Synagoge“ sowie über den Krieg in der Ukraine 🇺🇦 ausgetauscht.

Ein Großteil der Gemeindemitglieder in Recklinghausen hat Verwandte und Freund*innen in der Ukraine. Entsprechend groß sind die Anteilnahme sowie die Unterstützung für die Geflüchteten und die Menschen vor Ort. 🙏

Ich bin dankbar für den Austausch und glücklich, einen so wunderbaren Ort der Liebe, des Gemeinsinns und der Menschlichkeit in Recklinghausen zu wissen.

Jan Matzoll

Landtagskandidat der GRÜNEN in Recklinghausen und Oer-Erkenschwick

Foto: Alexander Libkin

Wichtige & mutmachende Besuche in der Jüdischen Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen

v.l.n.r.: Karl-Hermann Kemper, Frank Schwabe, dr. Mark Gutkin, Isaac Tourgman

Am 08.03.2022 hatten wir in unserer Gemeinde Herrn Bundestagsabgeordneten Frank Schwabe und etwas später, zum ersten Mal, Herrn Karl-Hermann Kemper, Propst der katholischen Propsteigemeinde St. Peter in Recklinghausen, zu Gast.
Mit diesen Worten möchte sich die Gemeinde Recklinghausen nochmals im Namen des Vorstandsvorsitzenden Dr. Mark Gutkin, des Kantors Isaac Tourgman und allen Betroffenen ausdrücklich für die Unterstützung und den Beistand unserer beiden Gäste in dieser schwierigen Zeit bedanken.
Neben anderen Themen stand morgens mit Herrn Schwabe vor allem die Erörterung des Ukraine-Kriegs im Mittelpunkt. Ca. 60% unserer Gemeindemitglieder stammen aus der heutigen Ukraine. Das unvorstellbare Leid und die Probleme sind für Außenstehende kaum zu begreifen.
Herr Schwabe bekräftigte die jahrelange enge Freundschaft zu der Gemeinde Recklinghausen und versprach, bei der Suche nach Lösungen bei extremen Problemfällen im momentanen Konfliktgebiet unserer Gemeinde helfend und unterstützend beizustehen. Dieser Beistand gab uns neuen Mut. Wir sind über alle Maßen dankbar für die Unterstützung und die Hilfe.
Propst Kemper war zum ersten Mal bei uns. Wir waren äußerst froh und fühlten uns sehr geehrt, ihn bei uns begrüßen zu dürfen. Sowohl als Privatmann als auch im Namen der katholischen Kirche wurde betroffenen Gemeindemitgliedern ausdrückliche Unterstützung zugesagt und eine Fortsetzung der erfolgreichen Zusammenarbeit beider
Religionsgemeinschaften bekräftigt. Unter anderem wurde, voraussichtlich noch im März, ein gemeinsames Gebet vereinbart. Über die Anteilnahme sind wir sehr ergriffen und drücken hier nochmals unsere tiefe Dankbarkeit aus.
Besuche und Zusammenkünfte wie heute zeugen von einem beispielhaften Zusammenhalt aller Ethnien, Religionen und Gemeinschaften. Mit solcher Hilfsbereitschaft können und wollen wir die Hoffnung für eine friedliche Zukunft nicht verlieren.
Wir beten im Namen der Freiheit und des Friedens für Recklinghausen, die Ukraine und die Welt – für unsere Kinder, unsere Freunde und für alle Menschen.
Vielen Dank für die Unterstützung von Herrn Schwabe und Herrn Kemper und den Beistand aller Spender und Helfer. Möge der Krieg so schnell wie möglich enden!

 

Jüdische Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen, Foto: Alexander Libkin

PUTINS KRIEG

Lieber Freunde, verehrte Spender, vielen Dank für die zahlreichen Spenden und die Unterstützung für unsere Schwestern und Brüder in der Ukraine. Wir alle beten und hoffen auf ein baldiges Ende dieses völlig sinnlosen Krieges. Dank eurer Hilfe können wir wenigstens versuchen, das Leid der ukrainischen Bevölkerung ein bisschen zu lindern.
Gottes Segen und Frieden für die Ukraine & uns allen, Amen
Schalom