2021

Das „Mabat“-Projekt der Gemeinde von Recklinghausen

Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Recklinghausen Mark Gutkin überreicht die Laptops im Rahmen des „Mabat“-Projekts. FOTO: ALEXANDER LIBKIN

Schon seit einigen Jahren ist das Thema Digitalisierung immer öfter in Zeitschriften und Zeitungen präsent und wird lebhaft im Fernsehen und in Inter-net-Foren diskutiert. Immer mehr Menschen auf der ganzen Welt können sich ein Leben ohne moderne Technologien nicht mehr vorstellen, der Arbeits-alltag und das Privatleben von Millionen wird in die virtuelle Welt übertragen. Soziale Netzwerke ersetzen nach und nach persönlichen Kontakt, flack-ernde elektronische Buchstaben von e-Books ersetzen das Lesen richtiger Bücher und die Cyberkultur verdrängt das Kulturerbe der Menschheit im Bewusstsein der Jugendlichen. Wir sind Zeugen hitziger Streitereien zwischen Befürwortern und Gegnern dieses Prozesses geworden.

Doch dann kam das Jahr 2020, welches die Meinung vieler zu diesem Thema von Grund auf verändert hat. Die Digitalisierung der unterschiedlichen
Lebensbereiche in heutiger Zeit wurde unter den aktuellen Umständen zur einzigen Lösung. Bei Quarantäne-Bedingungen ist es sehr wichtig, die Mög-lichkeit zu haben, zu kommunizieren, neues Wissen und Fähigkeiten zu erlangen und das Gefühl zu bekommen, dass man nicht der Einzige in dieser Lage ist. Was noch vor Kurzem seltsam und unnötig schien, ist zum Alltag geworden und hat unser Leben wenigstens etwas interessanter und bedeutungsvoller gemacht.

In dieser Situation ist das Projekt „Mabat“ der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland sehr willkommen: Kindern und Jugendlichen aus Familien in schwieriger fi nanzieller Lage die Teilnahme an verschiedenen virtuellen Treff en und Projekten zu ermöglichen und den Zugang zu diesen Aktivitäten zu erleichtern. Unsere Gemeinde hat dieser wunderbaren Initiative großes Interesse und Achtung entgegengebracht. Diese Idee hat die Gemeindeführung inspiriert und es wurde sofort ein Finanzierungsantrag im Rahmen des Projektes gestellt. Und sobald die positive Antwort gekommen war, begann die Suche nach Laptops, die allen modernen Standards entsprechen, wobei der Preis auch eine Rolle spielte.

Es wurde eine Liste der Kinder erstellt, die aktiv an den Treff en der Kindergruppe der Gemeinde, „Agada“, teilnehmen, und natürlich der Familien, die Zuwendungen durch die Stadt erhalten. Die Arbeit ging sehr schnell vonstatten, weil man die Laptops rechtzeitig zum Chanukka-Fest verteilen wollte, um sozusagen das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, den Kindern und Eltern eine Überraschung zu bereiten und am Programm „Mabat“ teilzu-nehmen. Und das alles ist uns gelungen, die Überraschung ist geglückt. Sieben Laptops der Firma kamen rechtzeitig an.

Es hat geklappt, den Zweck des Treff ens zu verheimlichen – niemand von den Eingeladenen wusste, aus welchem Anlass man sie in die Gemeinde gerufen hat. Es gab Dankesworte, überraschte Gesichter und Freude.

Es herrschte eine familiäre, herzliche Atmosphäre. Den Kindern hat sich die Möglichkeit eröff net, an verschiedenen Bildungsprogrammen, an Initiativen der heimischen Gemeinde und anderen Organisationen sowie an den zahlreichen Projekten der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland teilzuhaben. Und dieses ganze großartige Ereignis geschah am fünften Tag des Chanukka-Festes! Wie soll man danach nicht an Wunder glauben?

Valentina Shekun, Sozialarbeiterin der Jüdischen Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen

Superintendentin besucht Jüdische Gemeinde Recklinghausen
Saskia Karpenstein freut sich auf gemeinsame Ideen und Projekte

Foto: Isaac Tourgman, Sup. Saskia Karpenstein, Dr. Mark Gutkin und Pfr. Roland Wanke (v.l.). FOTO: Jörg Eilts

Recklinghausen – Eigentlich war der Antrittsbesuch von Superintendentin Saskia Karpenstein bei der Jüdischen Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen schon länger geplant, aber Corona und der Lockdown haben bekanntlich die meisten Präsenzveranstaltungen unmöglich gemacht.
Am gestrigen Dienstag war es dann so weit. Gemeinsam mit Pfarrer Roland Wanke, Kreiskirchlicher Beauftragter für den jüdisch-christlichen Dialog, und Öffentlichkeitsreferent Jörg Eilts machte sich die Superintendentin auf den kurzen Weg in die unmittelbare Nachbarschaft zur Synagoge.
Im Gespräch mit dem Gemeinderatsvorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen Dr. Mark Gutkin und Isaac Tourgman, dem Kantor der Jüdischen Kultusgemeinde, betonte Karpenstein, dass sie ohne konkretes Anliegen gekommen sei: “Es ist ein freundschaftlicher erster Kontakt, der hoffentlich wachsen wird. Ein Gespräch verbunden mit Hoffnung auf gemeinsame Ideen und Projekte in Zukunft – und verbunden durch eine schmerz-hafte Leidenserfahrung für jüdisches Leben in Deutschland.”
Bei einer kleinen Führung stellten die Vertreter der Jüdischen Kultusgemeinde die Synagoge vor, die in direkter Nähe zum Polizeipräsidium in Reckling-hausen liegt. Das Jüdische Zentrum verfügt über eine eigene Bibliothek, ein Jugendzentrum, einen Seniorentreff, einen Makkabi (Sportverein), einen Chor und eine Vokalgruppe. Verschiedene Schautafeln zeigen das jüdische Leben in Recklinghausen im Wandel der Geschichte. Ein besonderer Blickfang ist
der im Jahr 2019 neu installierte Chanukka-Leuchter, der von der Straße gut sichtbar ist.
In der Stadt Recklinghausen wurden Juden erstmalig im Jahr 1305 erwähnt. Die Gemeindegründung geht auf das Jahr 1828 zurück. Die Gemeinde erbaute 1880 ihre Synagoge und eröffnete 1905 einen jüdischen Friedhof. Unter der Terrorherrschaft der Nationalsozialisten wurde die Synagoge am 9. November 1938 zerstört. Das neue Gebäude der Synagoge in Recklinghausen wurde am 27. Januar 1997 eingeweiht und aufgrund des großen Zuwachses der Kultusgemeinde errichtet. Die jüdische Gemeinde in Recklinghausen zählt heute im Kreisgebiet 537 Mitglieder.
Jörg Eilts, Dr. Hans Hubbertz, Foto: Alexander Libkin

Das Schmuckstück ist 35 Meter lang.
Die neue Thorarolle der jüdischen Gemeinde soll im Mai eingeweiht werden.

Blick in den Schrein: Isaac Tourgman und Dr. Mark Gutkin zeigen Martin Brambach und Christine Sommer (v.r.) die Thorarollen, Foto: Alexander Libkin.

Recklinghausen. Die Augen von Isaac Tourgman, Kantor der jüdischen Gemeinde, strahlen, wenn er von der Thorarolle spricht. Vor einigen Wochen ist das Schriftstück (siehe Infokasten) in Recklinghausen angekommen. Noch wird es vor den Augen der Öffentlichkeit strikt verborgen.

Zudem fehlt etwas. Isaac Tourgman: „Die letzten Buchstaben werden bei einer Zeremonie geschrieben. Dafür kommt extra ein Rabbiner aus Israel.“ Die Einweihung ist eine feierliche Angelegenheit. Dafür ist ein Fest im Mai geplant. Die jüdische Kultusgemeinde konnte zwei bekannte Paten für die Thorarolle gewinnen: Schauspielerin Christine Sommer und ihren Mann, den Tatort-Star Martin Brambach. Dr. Mark Gutkin, Vorsitzender der Gemeinde,
und Isaac Tourgman begrüßten das Ehepaar in der Synagoge.

„Die Patenschaft ist eine ganz große Ehre“, sagt Martin Brambach. Wie es zu der Verbindung kam? „Isaac Tourgman und ich haben uns auf dem Weg zum Supermarkt getroffen“, erzählt Christine Sommer und lächelt. „Er hat mich gefragt, ob wir uns das vorstellen können. Auch für mich ist das eine große Ehre.“

Die Thorarolle wurde in Jerusalem rund ein Jahr lang von Hand auf Kalbsleder geschrieben und ist zwischen 35 und 38 Meter lang. 300.000 Buchstaben sind darauf zu finden. Stolze 34.000 Euro kostet sie, inklusive Schmuck und einem Mantel. „Rund 31.000 Euro haben wir schon durch Spendengelder zusammen, der Rest fehlt noch“, berichtet Isaac Tourgman. Knapp 300 Personen, darunter hauptsächlich Recklinghäuser, haben sich an der Sammelaktion
beteiligt. Als Dank für jede Geldgabe schreibt der Kantor die Namen der Spender auf eine Papierrolle – auf Deutsch und auf Hebräisch. Etwa 400 Namen wurden so verewigt. Auch die der Paten. Isaac Tourgman richtet Worte des Dankes an alle Menschen, die sich beteiligt haben: „Vielen Dank, dass Recklinghausen die Thorarolle mitträgt.“

bimu

Die vier Thorarollen der Synagoge

  • Die Thora ist der erste Teil des Tanach, der hebräischen Bibel und besteht aus fünf Büchern Moses. Dabei handelt es sich um eine handgeschriebene Rolle aus Pergament oder Leder.
  • Die Recklinghäuser Synagoge besitzt vier Rollen darunter die neue. Sie werden in einem Schrein aufgehoben.
  • Einen Beitrag sehen Sie unter www.cityinfo.tv

Holocaust überlebt und Geschichte geschrieben

RECKLINGHAUSEN. Ein neues Buch handelt von dem legendären israelischen Nationaltrainer Emanuel Schaffer. Er verbrachte seine Kindheit in Recklinghausen.

1977 bei einem Trainingsspiel der israelischen Nationalmannschaft in Köln: FC-Manager Karl-Heinz Thielen (l.), Emanuel Schaffer (Mitte) und der damalige FC-Trainer Hennes Weisweiler. FOTO NACHLASS FAMILIE SCHAFFER


2002 stiftete Emanuel Schaffer – hier mit Kantor Isaac Tourgman – der jüdischen Kultusgemeinde Recklinghausen eine Thorarolle © Recklinghäuser Zeitung (Archiv) © Recklinghäuser Zeitung (Archiv)

In Israel wird Emanuel Schaffer auch neun Jahre nach seinem Tod noch als „Fußballgott“ verehrt. Seine Spielerkarriere endete zwar verletzungsbedingt 1956, doch als Nationaltrainer ist er bis heute die unangefochtene Nummer 1.
Schließlich gelang es bislang nur ihm, eine israelische Nationalmannschaft zu einer Weltmeisterschaft zu führen, das war 1970 in Mexiko. Etwas von diesem Stolz ist auch am Mittwochvormittag in der Synagoge in Recklinghausen
zu spüren.
Schaffer war Freund der jüdischen Kultusgemeinde, feierte bei Besuchen in seiner früheren Heimat hier gerne den Sabbat und stiftete der Gemeinde 2002 eine Thorarolle. Dass Autor Lorenz Peiffer hier nun die Biografie über ihren Förderer vorstellt, freut den Vorsitzenden Dr. Mark Gutkin und Kantor Isaac Tourgman. Lorenz Peiffer hat das Buch gemeinsam mit Moshe Zimmermann geschrieben. Beide sind Historiker, sie eint ihre Forschung über die Geschi-chte des jüdischen Sports in Deutschland. Für eine Ausstellung über „deutsch-jüdische Fußballstars im Schatten des Hakenkreuzes“ recherchierten sie auch über Emanuel Schaffer und waren sich einig, dass dessen Geschichte ein ganzes Buch füllt. „Es gab nicht viele Informationen. Aber die Familie hatte reichlich Material gesammelt und es mit uns geteilt“, erzählt Peiffer. Die Treffen mit der Witwe Shoshana und den Kindern sehr bewegend gewesen.
Geboren wurde Schaffer am 11. Februar 1923 im polnischen Drohobyz. Bald siedelte die Familie nach Recklinghausen über. Emanuel besuchte die jüdische Schule am Steintor 5, wohnte an der Paulusstraße. Und er tat schon das, was ihn später berühmt machte: Fußball spielen.
Krieg und Verfolgung holen die Familie ein 1933 verließen die Schaffers Deutschland, zogen erst ins französische Metz, dann ins Saarland. 1937 wurden die Schaffers, die immer noch die polnische Staatsbürgerschaft besaßen, nach der Wiedereingliederung des Saarlandes ins Deutsche Reich ausgewiesen.
Es ging zurück in die ostpolnische Heimat. Dort holten Krieg und Judenverfolgung die Familie ein: Emanuel Schaffer schloss sich dem russischen  Wider-stand ein, Eltern und Schwestern wurden ermordet. Nach dem Krieg lebte er bis 1950 in Breslau, dann wanderte er nach Israel aus.
Fußball spielte Emanuel Schaffer immer: als Kind, als Jugendlicher und auch nach dem Krieg in Polen und ebenso in Israel. In Haifa startete er als 27-Jäh-riger eine Erstliga-Karriere und wurde dann Trainer.
Zur Ausbildung zurück ins Land der Täter
Dafür kehrte Emanuel Schaffer zurück ins Land der Täter. 1958/59 war er der erste Israeli an der Sporthochschule in Köln. „Dort war Hennes Weisweiler sein Ausbilder. Sie knüpften eine Freundschaft, die bis zum Lebensende ge-halten hat“, erzählt Peiffer. Und beiden gelang es, dass Israel und Deutschland sich durch den Sport wieder näher kamen: Auf Weisweilers Vermittlung führte die israelische Nationalmannschaft mit ihrem Trainer Schaffer 1968 in der Sportschule Hennef ein Trainingslager und Vorbereitungsspiel für die WM-Qualifikation durch.
Höhepunkt war ein Spiel gegen Borussia Mönchengladbach. Dabei blieb es nicht, 1969 folgte der Gegenbesuch. „Obwohl Gladbach beide Spiele gewonnen hatte, wurde die Mannschaft am Ende mit stehenden Ovationen in Israel gefeiert“, so Peiffer.
1997 zum ersten Mal wieder in Recklinghausen
Schaffer war beruf lich und privat zwar oft in Deutschland. Aber er kehrte erst 1997 auf Betreiben des damaligen Stadtdirektors Peter Borggraefe zurück nach Recklinghausen. Am 26. Januar sollte die neue Synagoge der jüdischen Kultusgemeinde eingeweiht werden, dazu weilte auch eine Delegation aus Akko in der Stadt. Das Gespräch kam auf Fußball.
Borggraefe erzählte den Gästen bei einem Essen, dass Emanuel Schaffer nur ein paar Häuser weiter gewohnt habe. Spontan kam die Idee auf, Schaffer einzuladen. Zwei Tage später – am 29. Januar – besuchte Schaffer die Stadt sein-er Kindheit und die neue Synagoge. „Danach kam er jedes Jahr, 2002 stiftete er uns eine Thora-Rolle“, berichtet Kantor Isaac Tourgman. Als Emanuel Schaffer 2012 starb, war auch in Recklinghausen die Trauer groß.
Nun schmiedet die Gemeinde Pläne, wie sie sich an den Aktivitäten zur Buchveröffentlichung beteiligen kann, sobald Corona es zulässt. So teilte Peiffer mit, dass Borussia Mönchengladbach zu Schaffers 100. Geburtstag eine Aus-stellung plant.
Das ließ Sozialdezernent Dr. Sebastian Sanders aufhorchen, der am Mittwoch ebenfalls in der Synagoge dabei war: „Ich bin Fan und Mitglied des Vereins“, verriet er. Und so werde er sich gleich in dreifacher Funktion gern dafür einsetzen, dass die Ausstellung anschließend vielleicht auch in Recklinghausen gezeigt werden kann.

Von Silvia Seimetz

Eine jüdische Trainerkarriere

  • Die Biografie „Emanuel Schaffer. Zwischen Fußball und Geschichtspolitik – eine
    jüdische Trainerkarriere“ ist seit einer Woche im Handel.
  • Auf 200 Seiten zeichnen die Autoren Lorenz Peiffer und Moshe Zimmermann Schaffers
    spannendes Leben nach, dazu gibt es etliche Fotos – auch aus Recklinghausen.
  • Das Buch kostet 22 Euro.

 

 

 

 

 

 

 

Unvergessen: Emanuel Schaffer
starb 2012. FOTO ARCHIV

Lorenz Peiffer hat die Bografie geschrieben, die in der Synagoge mit (h.v.l.) Dr. Sebastian Sander, Jochen Welt, Mark Gutkin und Alexander Sperling vorgestellt wurde. Kantor Isaac Tourgman hält die Thorarolle, die Schaffer 2002 der Gemeinde gestiftet hatte. Lorenz Pfeiffer hat über den israelischen Nationaltrainer Emanuel Schaffer (1923-2012) aus Recklinghausen ein Buch geschrieben, das in der Synagoge vorgestellt wurde.

Die Polizei schützt die Synagoge

Nach anti-jüdischer Demo in Gelsenkirchen wird auch der jüdische Friedhof bewacht und auch unter besonderem Schutz: die Synagoge der jüdischen Gemeinde am Polizeipräsidium.

Quelle: Medienhaus BAUER, FOTO: Alexander Libkin

Recklinghausen. Nach einer großen anti-jüdischen Demonstration vor der Gelsenkirchener Synagoge am Mittwoch schützt die Polizei nun verstärkt jüdische Einrichtungen und Symbole in Recklinghausen. Polizeisprecher Andreas Lesch wollte am Freitag aus polizeitaktischen Gründen nur bestätigen, dass die Beamten „jüdische Einrichtungen“ schützen. Mit wie vielen Einsatzkräften oder wann die Polizei dies tut, ließ er offen.

Dem Vernehmen nach sind Polizeibeamte seit der Eskalation des Konf liktes zwischen Palästinensern und Israel vor allem an der Synagoge, die direkt neben dem Polizeipräsidium liegt, im Einsatz. Aber auch der jüdische Friedhof am Nordcharweg, auf dem alljährlich der Nazi-Opfer nach den Deportationen nach Riga gedacht wird, zählt zur kritischen Infrastruktur.

Am Mittwoch hatte die Polizei auch das Rathaus im Visier, denn dort war einen Tag lang die israelische Flagge gehisst. Wie die Stadtverwaltung auf Anfrage mitteilt, habe sie die Flagge wie in den Vorjahren gehisst, um an die Aufna-hme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland am 12. Mai 1965 zu erinnern.

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft ruft dazu alljährlich alle deutschen Städte auf, die Partnerstädte in Israel haben. Recklinghausen beteilige sich seit Jahren, um die guten Beziehungen zu Israel und der Partnerstadt Akko zu beto-nen, sagt Stadtsprecher Hermann Böckmann.

Die Stadt Hagen hatte die Flagge Israels ebenfalls gehisst, sie nach heftiger Kritik muslimischer Mitbürger aber wieder abgenommen.
-jhs

 

 

 

 

 

 

 

 

Jüdische Gemeinde lädt im Jubiläumsjahr zu Veranstaltungen ein.

1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Laden ein zum Jubiläumsjahr: Kantor Isaac Tourgman (l.) und Vorsitzender Mark Gutkin von der Jüdischen Gemeinde Recklinghausen. FOTO: © Tobias Mühlenschulte, © Medienhaus Bauer

Programmpunkten beteiligt sich die Jüdische Gemeinde Recklinghausen am bundesweiten Jubiläum „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Los geht‘s mit einem Konzert am 11. Juli.

Anlässlich des Projekts „Jubiläumsjahr 2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ lädt die Jüdische Kultusgemeinde Recklinghausen alle Interessierten zu zehn Veranstaltungen ein. Kantor Isaac Tourgman und Vorsitzender Mark Gutkin stellten das Programmheft nun vor.

Konzerte im Ensemble, Quartett und Quintett

Den Start macht am Sonntag, 11. Juli, ein Konzertabend mit dem Ensemble „Asamblea Mediterranea“. Die sieben Musikerinnen und Musiker, die sich ursprünglich auf völlig unterschiedliche Musikstile spezialisiert hatten, arrangieren und komponieren ihre Musik aus Melodien und Texten der Juden in Spanien, Nordafrika, in der Türkei und Griechenland, die über Generationen überliefert wurden. Das Konzert im Saal der Jüdischen Gemeinde (Am Polizeipräsidium 3) beginnt um 17 Uhr.

Musikalisch weiter im Jubiläumsprogramm geht es am Sonntag, 1. August. Dann gastiert das Quartett „The Klezmer Tunes“ im Gemeindesaal. Die Gruppe interpretiert mit Klarinette, Akkordeon, Violine und Gitarre Klezmer mal klassisch, mal modern. In ihre Musik lassen sie auch gerne Jazz, Funk, Gypsy, Bossa Nova und Rock’n’Roll einfließen. Los geht’s um 17 Uhr.

Das Quintett „Sistanagila“ setzt den musikalischen Veranstaltungskalender am Sonntag, 12. September, um 17 Uhr im Saal der Jüdischen Gemeinde fort. Die in Berlin lebenden israelischen und iranischen Musiker zelebrieren ihren Dialog in Noten. Sie spielen jahrhundertealte jüdische und iranische Musiker und bedienen sich folkloristischer und religiöser Melodien aus Klezmer, sephardischer und traditionell persischer Musik sowie modernen und klassischen Kompositionen.

In der Christuskirche an der Limperstraße findet am Sonntag, 5. Dezember, das Orgelkonzert mit Viola und Chor „Shalom – Kirche trifft Synagoge“ statt. Paul Kayser und Semjon Kalinowski spielen Werke von etwa Max Bruch, Ernest Bloch und Louis Lewandowski, dazu singt das Vocal-Ensemble der Jüdischen Kultusgemeinde. Beginn ist um 15 Uhr. Im Anschluss lädt die Gemeinde zur gemeinsamen Chanukka-Feier in die Synagoge ein.

Vorträge über Sport, Geschichte und das jüdische Leben

Sportlich wird es am Montag, 4. Oktober. Dann hält Alon Meyer den Vortrag „Bedeutung des Sports im Judentum“. Meyer ist Vorsitzender des TuS Makkabi Frankfurt und Präsident von Makkabi Deutschland. Erst im Mai hatte er dem Sender Sky-Sport ein Interview zum Thema „Antisemitismus im Sport“ gegeben. Wo der Vortrag stattfindet, ist noch ungewiss. „Wir arbeiten daran, es soll etwas Großes werden“, sagt Gemeinde-Kantor Tourgman.

Am Vortrag mit Uri Kaufmann, dem Leiter der Alten Synagoge in Essen, steht noch ein kleines Fragezeichen. Geplant ist, dass Kaufmann am Dienstag, 26. Oktober, einen Überblick über „Jüdisches Leben in Westfalen und Deutschland“ gibt.

Mit gleich zwei Vorträgen füllt Matthias Kordes, Leiter des Stadt- und Vestischen Archivs Recklinghausen, den Veranstaltungskalender im Jubiläumsjahr. Am Donnerstag, 11. November, referiert er zum Thema „Der Patriotismus der deutschen Juden im Ersten Weltkrieg“. Darin geht Kordes der Frage nach, wie sich das Verhältnis der deutschen Juden zum Kaiserreich und zum Krieg ab 1914 gestaltete und welche Entwicklung der deutsche Antisemitismus im und nach dem Ersten Weltkrieg nahm. Noch weiter zurück geht der Archiv-Leiter am Mittwoch, 1. Dezember. Dann skizziert er die Entwicklung des mitteleuropäischen Judentums im 15. und 16. Jahrhundert.

Abrahamsfest und jährliches Gedenken

Die Eröffnung des Abrahamsfests am Sonntag, 19. September, steht unter dem Motto „Utopien in Krisenzeiten – gemeinsam unterwegs“. Dazu gibt es kreative Darbietungen aus den drei abrahamitischen Religionen (Christentum, Islam, Judentum).

Das jährliche Gedenken an die Deportation jüdischer Bürgerinnen und Bürger aus Recklinghausen nach Riga findet am Sonntag, 7. November, um 11.30 Uhr auf dem Jüdischen Friedhof am Nordcharweg statt.

Weil die Corona-Schutzverordnung voraussichtlich nur eine begrenzte Anzahl von Gästen zulässt, ist eine verbindliche Anmeldung unter Tel. 02361/ 15136 erforderlich. Weitere Informationen zu den Veranstaltungen gibt die Jüdische Gemeinde telefonisch oder nach einer E-Mail an jkg_re@gmx.de.

Bodo Klimpel besucht jüdische Kultusgemeinde der Kreis Recklinghausen

Quelle: Facebook – Bodo Klimpel (https://www.facebook.com/bodo.klimpel)

Seit Jahren sind die jüdische Kultusgemeinde und der Kreis Recklinghausen eng verbunden. Diese erfolgreiche Zusammenarbeit möchte ich fortsetzen. Gerne bin ich der Einladung von Dr. Mark Gutkin und Isaac Tourgmann in die Synagoge in der Recklinghäuser Innenstadt gefolgt. Im gemeinsamen Gespräch – zum Beispiel über die Gedenkkultur im Kreis Recklinghausen – haben wir uns darauf verständigt, auch in Zukunft ein gutes und partnerschaftliches Verhältnis zu pflegen.

 

 

 

Die Reinigung der Stolpersteine in der Halterner Innenstadt

Quelle: Facebook – Bodo Klimpel (https://www.facebook.com/bodo.klimpel)

Heute morgen habe ich zusammen mit meiner ehemaligen Ratskollegin Maaike Thomas die Stolpersteine in der Halterner Innenstadt gereinigt. Vielen Dank, liebe Maaike, für deine traditionell tolle Unterstützung und Vorbereitung. #stolpersteine #halternamsee #kreisrecklinghausen

 

 

 

 

 

Jüdische Gemeinde feiert – wegen 300.000 Buchstaben auf 40 Metern Pergament

Synagoge in Recklinghausen empfängt am 12. September Torarolle

Quelle: www.kirche-und-leben.de, Foto: Johannes Bernard

Sagen Danke für die Spenden, die eine neue Torarolleermöglicht haben: Mark Gutkin, Vorsitzender der jüdischen Gemende Recklinghausen (links) uns Isaac Tourgmann, Kantor der jüdischen Gemeinde. Alle Namen der Spenderinnen und Spender sindin hebräischer und deutscher Sprache auf eine etwa 20 Meter langen Papierrollefestgehalten.

  • Eine 40 Meter lange neue Torarolle empfängt die Jüdische Gemeinde in Recklinghausen für ihre Synagoge.
  • Die Namen der mehr als 350 Spenderinnen und Spender aus Recklinghausen, aus der Region und aus dem Ausland sind auf einer Papierrolle auf Deutsch und Hebräisch verewigt.
  • Die Feier der Einweihung der Torarolle kann über einen Livestream am 12. September 2021 verfolgt werden.

In einer feierlichen Zeremonie wird am Sonntag, 12. September 2021, eine neue Torarolle in die Synagoge in Recklinghausen hereingetragen. Diese Torarolle wurde zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg eigens für die Jüdische Gemeinde in Recklinghausen niedergeschrieben.

„Es ist ein besonderes Gebot, das jedem Juden gegeben wurde, seine eigene Torarolle zu schreiben oder seinen eigenen Kräften entsprechend an einer Niederschrift teilzunehmen. Und wir haben, dieses Gebot erfüllend, zum ersten Mal seit Ende des Zweiten Weltkriegs eine eigene Tora geschrieben“, sagt der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde im Kreis Recklinghausen, Mark Gutkin.

300.000 hebräische Buchstaben

Die Torarolle mit den fünf Büchern Moses wurde in Jerusalem von Hand auf Kalbsleder geschrieben. Sie ist knapp 40 Meter lang und enthält mehr als 300.000 hebräische Buchstaben.

„Eine Torarolle für den Gottesdienstgebrauch muss per Hand von einem speziell dafür ausgebildeten Schreiber geschrieben werden“, erklärt Gutkin. Das Schreiben der Torarolle dauere etwa ein Jahr und sei entsprechend teuer. Der Abschluss des Toraschreibens werde feierlich in einer Synagoge begangen. „Die letzten Buchstaben dürfen von ausgesuchten Anwesenden geschrieben werden“, so der Gemeinde-Vorsitzende.

Dank an 350 Spenderinnen und Spender

Etwa 35.000 Euro kostet die Torarolle. Das Geld haben etwa 350 Spenderinnen und Spender aus Recklinghausen und zum Teil aus dem Ausland mit kleinen und größeren Beträgen aufgebracht.

Als Dank für jede Geldgabe hat der Kantor der Gemeinde, Issac Tourgman, die Namen aller Spender in deutscher und hebräischer Schrift auf eine 20 Meter lange Papierrolle geschrieben. „Die Rolle befindet sich im Eingangsbereich der Synagoge an einem exponierten Platz“, sagt Tourgman.

Der Innenraum der Synagoge in Recklinghausen.

Aufbewahrung im Toraschrein

Die neue Torarolle ist die vierte im Besitz der Gemeinde. „Man kann nicht genug Torarollen haben“, sagt Gutkin und verweist auf die Bedeutung der heiligen Schriften: „Eine Torarolle darf nicht verunreinigt sein. Sie gilt uns als heilig.“

Beim Lesen der Tora-Abschnitte im Gottesdienst benutzt der Vorleser einen Torazeiger, um den heiligen Text nicht mit den Fingern zu berühren. Die Torarollen werden im Toraschrein, wie der heilige Schrank genannt wird, aufbewahrt und sind aufwändig geschmückt und geschätzt. Trägt man die Rollen für den Gottesdienst zum Lesepult, so soll man die Rolle nur an ihren Holzstäben anfassen, um das Pergament zu schonen.

Festtag im Livestream

Über den Festtag sagt Gutkin: „Ich bin mir sicher, dass unser feierliches Ereignis des Hereintragens und der Einweihung der neuen Torarolle nicht nur in die Geschichte unserer Gemeinde in goldener Schrift hineingeschrieben wird, sondern auch in die Geschichte unserer Stadt und des Kreises Recklinghausen.“

Aufgrund der geltenden Corona-Beschränkungen können an der Zeremonie nur 120 geladene Gäste teilnehmen. Um allen Interessierten eine virtuelle Teilnahme zu ermöglichen, wird ein Livestream eingerichtet. Er beginnt am 12. September um 10.45 Uhr und ist unter www.youtube.com/user/JKGKreisRe erreichbar.

Umzug durch die Innenstadt

Folgender Ablauf ist geplant: Um 10.30 Uhr treffen sich die Gäste der Zeremonie am Ort der ersten Synagoge in Recklinghausen an der Klosterstraße. Um 11 Uhr beginnt der Umzug, der über das Mahnmal der in der Pogromnacht zerstörten Synagoge zur heutigen Synagoge führt. Der Festakt im Festzelt vor der Synagoge beginnt um 11.30 Uhr. Gegen 12.30 Uhr wird die Torarolle in das Gebäude gebracht.

Die Torarolle:
Die heiligsten Schriften im Judentum sind die fünf Bücher Moses, die sogenannte Tora oder Thora. Wörtlich übersetzt heißt sie „Lehre“ oder „Gesetz“. An jedem Schabbat wird im Gottesdienst ein Wochenabschnitt vorgetragen. Alle Kapitel werden über ein Jahr verteilt gelesen. Für diese gottesdienstlichen Lesungen wird ausschließlich eine traditionelle Rolle verwendet, die von einem Toraschreiber, dem so genannten „Sofer“, von Hand in unpunktierter hebräischer Sprache auf gegerbte Tierhaut geschrieben wird. Die einzelnen Pergamentbögen werden zu einem langen Streifen vernäht, die auf zwei Holzstäbe gewickelt werden. Die Holzstäbe werden als „Bäume des Lebens“ bezeichnet. Die Torarollen werden im Toraschrein der Synagoge aufbewahrt. Um die Rollen zu schützen, werden sie in einem bestickten Stoffmantel verwahrt. Eine sogenannte silberne Hand dient als Lesehilfe, um die Handschrift nicht zu verunreinigen.

Neue Thorarolle wird am 12. September in die Synagoge eingebracht

Auf diesen Tag haben die Mitglieder der jüdischen Kultusgemeinde – nicht nur wegen der Corona-Pandemie – lange warten müssen: Am 12. September nehmen sie ihre neue Thorarolle in Empfang.

Quelle: Recklinghäuser Zeitung, Recklinghausen / /

Der Davidstern an der Synagoge in Recklinghausen. © SYSTEM

Dr. Mark Gutkin, Vorstandsvorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde, freut sich schon auf den 12. September, wenn die neue Thorarolle in die Synagoge am Polizeipräsidium eingebracht wird. „Diese Thora wurde zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg eigens für unsere Gemeinde geschrieben. Und ich bin mir sicher, dass dieses feierliche Ereignis des Hereintragens und der Einweihung einer neuen Thorarolle nicht nur in die Geschichte unserer Gemeinde in goldener Schrift hineingeschrieben wird, sondern auch in die Geschichte unserer Stadt und des Kreises Recklinghausen.“ Mehrmals hatte der Termin wegen der Corona-Pandemie verschoben werden müssen, nun ist es endlich so weit, genau zwischen den zwei wichtigsten jüdischen Feiertagen Rosch-ha-Schana und Jom Kippur.

Namen der Spender nehmen fast 20 Meter ein

Die Thorarolle wurde in Israel geschrieben, während die Gemeinde gleichzeitig eine eigene Rolle beschrieben hat. In dieser etwa 20 Meter langen Rolle sind die Namen derjenigen eingetragen, die eine Spende und somit einen Beitrag zur Niederschrift der Thora geleistet haben. „Es waren Privatleute – Bewohner der Stadt und des Kreises Recklinghausen, Personen aus anderen Regionen Deutschlands und aus dem Ausland – religiöse, staatliche und öffentliche Organisationen und Firmen in Privatbesitz, außerdem wurden Spenden bei wohltätigen Veranstaltungen gesammelt“, sagt Dr. Mark Gutkin voller Dankbarkeit. Schließlich gebe es ein „besonderes Gebot, das jedem Juden gegeben wurde: Seine eigene Thorarolle zu schreiben oder seinen eigenen Kräften entsprechend an einer Niederschrift teilzunehmen“, erklärt Gutkin. Und nicht ohne Stolz fügt er hinzu: „Wir haben dieses Gebot erfüllt.“

Zu seinem Bedauern kann die feierliche Zeremonie wegen der immer noch geltenden Einschränkungen nicht im ganz großen Rahmen stattfinden. Um allen Interessierten dennoch die Möglichkeit zu geben, dabei zu sein, organisiert die Gemeinde einen Internet-Livestream für den Festtag. Dieser startet am Sonntag, 12. September, um 10.45 Uhr.

Feierlicher Umzug erinnert an frühere Synagogen-Standorte

Geplant ist folgender Programmablauf: Um 10.30 Uhr treffen sich die Teilnehmer der Zeremonie am Parkplatz Ecke Klosterstraße/Herzogswall an der alten Feuerwache, dem Ort der ersten Synagoge in Recklinghausen. Um 11 Uhr beginnt dann der feierliche Umzug, der über das Mahnmal der in der Pogromnacht zerstörten Synagoge führt, zur heutigen Synagoge, Am Polizeipräsidium 3. Der Festakt im Festzelt vor der Synagoge soll gegen 11.30 Uhr beginnen, gegen 12.30 Uhr wird die Thorarolle dann in das Gebäude eingebracht. Im Anschluss findet draußen ein Empfang statt.

Besuch der jüdischen Gemeinde Recklinghausen

Quelle: ANGELA FREIMUTH MdL / 0/

Recklinghausen, 08.11.2021: Der aufgrund der pandemischen Beschränkungen mehrfach verschobene Austausch mit der jüdischen Kultusgemeinde in Recklinghausen konnte nun endlich stattfinden.  Der Vorsitzende, Dr. Mark Gutkin, informierte über die zahlreichen Aktivitäten der Gemeinde: 3 Chöre, Seniorenclub, Jugendtreff, Konzerte und vieles mehr. Natürlich stellte die Corona-Pandemie das Gemeindeleben in den vergangenen Monate vor neue Herausforderungen. Die Gemeinde verstand es jedoch, trotz schwieriger Umstände, den Kontakt zu den Mitgliedern zu halten und das aktive Gemeindeleben weiterzuführen.  Bei einem Rundgang durch das Gebäude zeigte Dr. Gutkin nicht nur die gerne genutzte Bibliothek und den auch als Veranstaltungsraum genutzten Gebetsraum, sondern wies auch auf die Sicherheitsanforderungen und bauliche Herausforderungen mit Blick auf Barrierefreiheit hin.

Mit Blick auf die bevorstehenden Chanukka-Feierlichkeiten wünschte Angela Freimuth eine unbeschwerte Zeit und wenig Beeinträchtigungen. Es sei schön, dass jüdisches Leben in Nordrhein-Westfalen zu Hause sei.

 

Recklinghausen. Einweihung der Thorarolle

Quelle: J. E. W. • JÜDISCHES ECHO WESTFALEN • NR.7 • SEPTEMBER 2021, FOTO: Reiner Kruse

Liebe Freunde,
am 12. September fand in unserer Gemeinde endlich ein freudiges und lang ersehntes Ereignis statt: die feierliche Zeremonie des Hereintragens der neuen Thora. Für die Niederschrift der neuen Thora hatten wir eine wohltätige  aktion organisiert, an der neben unseren Gemeindemitgliedern Bewohner der Stadt und der Umgebung teilgenommen haben, sowie Vertreter von Kirchen und öffentlicher Organisationen, Politiker und Unternehmer. Uns erreichten Spenden aus anderen Städten Deutschlands, wie auch aus anderen Staaten. Ursprünglich war die Zeremonie des Hereintragens der neuen Thora für Sonntag, den 24. Mai 2020, geplant. Doch die Mitte März 2020 verkündete  Coro-navirus-Pandemie hat unseren Plänen einen ernsthaften Strich durch die Rechnung gemacht.

Im Zusammenhang mit der erzwungenen Verschiebung dieses in unserem Gemeindeleben wichtigsten Ereignisses habe ich durch die Presse allen gedankt, die an der wohltätigen Aktion beteiligt waren, und die Verschiebung der Ze-remonie auf den 16. Mai 2021 verkündet, in der Hoff nung, dass diesmal ihrer Durchführung nichts im Wege steht. Und wieder zwang uns die aktuelle Pandemie-Lage dazu, die Zeremonie auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Doch die Möglichkeit, die sich Mitte des Sommers im Zusammenhang mit sinkenden Zahlen der Neuerkrankungen ergab, und die Gesetzgebung in dieser Etappe der Pandemie haben es möglich gemacht, kurzfristig einen Beschluss zu  fas-sen und die feierliche Zeremonie des Hereintragens der neuen Thora-Rolle am 12. September zu organisieren. Leider war es uns wegen der geltenden Beschränkungen nicht möglich, diese Zeremonie im ursprünglich geplanten Rah-men stattfi nden zu lassen, doch wir haben uns alle Mühe gegeben, dass möglichst viele Interessierte daran teilnehmen konnten. Dafür wurde ein Livestream organisiert und es wurden rechtzeitig Einladungen zur Teilnahme auf Distanz verschickt. Das machte es möglich, die Reportage vom Veranstaltungsort in verschiedenen Städten, Ländern und Kontinenten anzuschauen.

Ich möchte daran erinnern, dass die neue Thora speziell für unsere Gemeinde  erst-mals nach dem Zweiten Weltkrieg in Israel niedergeschrieben wurde. Die Niederschrift der neuen Thora wie auch die Beschaff ung ihres Schmucks ermöglicht wurde dank der Spenden unserer Gemeindemitglieder, von Privatleuten – Bewohnern der Stadt und der Umgebung Recklinghausens sowie aus anderen Regionen Deutschlands und aus dem Ausland, ebenso wie von religiösen, staatlichen und gemeinnützigen Organisationen und Unternehmen. Die Namen aller Spender haben wir auf einer eigens dafür geschriebenen Rolle verewigt, die heute im Eingangsbereich der Synagoge ausgestellt ist. Für  die Teilnehmer an der Zeremonie und natürlich für alle, die für die Niederschrift der Tora gespendet hatten, hatten wir Souvenirs als Andenken hergestellt und sie während des Festes verteilt.

Ich denke, das war eines der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte unserer Gemeinde in den letzten Jahrzehnten. Die neue Thora ist der Beitrag unserer Generation zur Geschichte der Gemeinde und eine Brücke in ihre Zukunft. Ich möchte noch einmal mit Hilfe der Ausgabe unserer gemeinsamen Zeitschrift J.E.W. vom Herzen allen danken, die an der Niederschrift der neuen Thora beteiligt waren.

Dr. Mark Gutkin
Vorstandsvorsitzender Jüdische
Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen

Heute kann man das vollständige Video des Ereignisses unter https://youtu.be/q9EJfZ4hZ4I (Livestream von J K G, Thora Einweihung, 12.09.2021) anschauen.
Auch ein Video ist in der Vorbereitung

 

Die MENORA aus dem Besitz der Familie Strunk in Recklinghausen

Quelle: J. E. W. • JÜDISCHES ECHO WESTFALEN • NR.7 • SEPTEMBER 2021, FOTO: Alexander Libkin

v.l.n.r.: IsaacRTourgman Kantor der Jüdischen Kultusgemeinde, Rudolf Strunk und Dr. Mark Gutkin, Vorstandsvorsitzender Jüdische Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen

 

 

Vermutlich Ende der 1950er Jahre haben unsere Eltern, Hildegard und Adalbert Strunk in Recklinghausen diese MENORA bei einem bekannten und renommierten Antiquariat in Münster erworben.

Der christliche Glaube, verbunden mit großem Respekt vor dem jüdischen Glauben, war das Hauptmotiv für den Erwerb. Darüber hinaus entsprach dieser Kauf der tiefen Überzeugung unserer Eltern zum Gedanken der Versöhnung nach den Jahren des großen Unrechts.
Gefertigt aus schwerem Messing, hatte die MENORA stets einen besonderen Platz in unserem Elternhaus. Sie stand in einem repräsentativen Raum, der für besondere Anlässe wie Familienfeste oder Empfang von Gästen genutzt wurde.
Der Wunsch unserer verstorbenen Eltern war es, diese MENORA der Jüdischen Gemelnde in Recklinghausen zukommen zu lassen.
Diesem Wunsch unserer Eltern sind wir drei Brüder gerne und aus Überzeugung nachgekommen und haben die MENORA im September 2021 der Jüdischen Gemeinde als Geschenk überreicht.

Rudolf, Ullrich und Ludger Strunk

„Jüdische Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen leuchtet mit“

Quelle: Ruhrfestspielstadt Recklinghausen, FOTO: Alexander Libkin

Nach der coronabedingten Pause im vergangenen Jahr kommt das Lichterspektakel „Recklinghausen leuchtet“ 2021 unter dem Motto „Best of“ zurück in die „Gute Stube“ von Recklinghausen. Das verkündeten am Donnerstag, 2. September, bei einer Pressekonferenz im Rathaus gemeinsam Bürgermeister Christoph Tesche und die Arena Recklinghausen GmbH.
Erstmals wird in diesem Jahr auch die jüdische Kultusgemeide Kreis Recklinghausen beleuchtet und nimmt damit an einem Lichtspektakel „Recklinghausen leuchtet“ teil.

Recklinghausen gedenkt…

Jährliches Gedenken an die Deportation und Ermordung jüdischer Bürgerinnen
und Bürger aus Recklinghausen nach Riga

QUELLE: J. E. W. • JÜDISCHES ECHO WESTFALEN • NR.9 • FEBRUAR 2022, FOTO: Alexander Libkin

Bodo Klimpel (CDU), Landrat des Kreises Recklinghausen

Seit Jahren erinnert die Jüdische Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen auf ihrem Friedhof stets am ersten Sonntag im November an die Mitglieder, die durch die Nazis ermordet wurden.

In diesem Jahr, am 7. November nahmen mehr als 80 Personen an der Gedenkveranstaltung auf dem jüdischen Friedhof am Nordcharweg teil.

Unter den Anwesenden waren die Vorsitzenden zweier jüdischen Gemeinden: Dr. Mark Gutkin aus Recklinghausen und Judith Neuwald-Tasbach aus Gelsenkirchen sowie Landrat Bodo Klimpel (CDU). Alle drei haben ihre Sorgen um den wachsenden  ntisemitismus zum Ausdruck gebracht.

Unter den Anwesenden waren die Vorsitzenden zweier jüdischen Gemeinden: Dr. Mark Gutkin aus Recklinghausen und Judith Neuwald-Tasbach aus Gelsenkirchen sowie Landrat Bodo Klimpel (CDU). Alle drei haben ihre Sorgen um den wachsenden  Antisemitismus zum Ausdruck gebracht.

Von ihren Kindheitserinnerungen erzählt nun Frau Neuwald-Tasbach. Als kleines Mädchen war sie mit ihrem Vater Kurt Neuwald öfters im Geschäft von Rolf Abrahamsohn und hat den Gesprächen der Erwachsenen gelauscht. Die beiden Männer, welche die  Shoa überlebt haben, deren Schicksal sie durch die schrecklichen Erfahrungen als Folge der Verschleppung nach Riga vereint hat, tauschten qualvolle Gedanken aus.

Die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen weiß nur zu gut, dass auch in der Nachkriegszeit der Antisemitismus in Deutschland nicht verschwunden ist. Frau Neuwald-Tasbach musste es selbst erleben: antiisraelische Demonstrationen im Mai  letzten Jahres infolge des neu entbrannten Nahost-Konfl ikts brachten 180 Demonstranten direkt zur

Judith Neuwald-Tasbach, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen

Synagoge. Die Rechtsextremisten marschierten vor dem G-tteshaus und skandierten antisemitische Parolen. „Die Kinder unserer Gemeinde haben mich  gefragt: „Warum hassen sie uns so?“, schildert Neuwald-Tasbach. Sie konnte es den Kindern nicht erklären, sie konnte nur die Worte ihres Vaters wiederholen, die Worte von damals, als sie ihn dasselbe fragte: „Ich weiß es nicht.“

„Einer Studie des Jüdischen Weltkongresses zufolge teilt jeder vierte Bundesbürger antisemitische Ansichten“, referierte Dr. Mark Gutkin. Im Jahre 2020 wurden in Deutschland fast 2000 antisemitische Handlungen dokumentiert. Es ist mehr als traurig, dass  im Festjahr „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ die Polizei erhöhte Sicherheitsvorkehrungen vornehmen musste, um Synagogen zu bewachen und jüdisches Leben zu schützen.

So auch heute auf dem jüdischen Friedhof zeigt die Polizei Präsenz. Landrat Bodo Klimpel bringt die Anwesenden durch eine schreckliche Vorstellung zum Nachdenken: „Was wäre, wenn wir eine Schweigeminute für jedes im Holocaust genommene jüdische  eben einlegen würden? – Elf Jahre Schweigen in Deutschland.“

506 jüdische Bürger aus dem Präsidialbezirk Recklinghausen mussten am 24. Januar 1942 ihre Heimat verlassen. Sie wussten nicht, was sie im Ghetto von Riga erwartet. Die wenigsten von ihnen haben überlebt und wurden am 3. November 1943 in  onzentrationslager gebracht.

Jüdisches Echo Westfalen, J.E.W.

Die Erinnerung darf nie enden

QUELLE: J. E. W. • JÜDISCHES ECHO WESTFALEN • NR.9 • FEBRUAR 2022, FOTO: Alexander Libkin

W  ir gedenken der Recklinghäuser Jüdinnen und Juden, die Opfer der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik wurden. Wir gedenken des jüdischen Lebens in Recklinghausen, bevor es von den Nationalsozialisten ausgelöscht wurde. Wir gedenken derjenigen Recklinghäuser und Recklinghäuserinnen, die in der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 ihres Besitzes, ihrer kulturellen Güter, ihres G“tteshauses und ihrer Leben beraubt wurden, nur weil sie jüdischen Glaubens waren. Wir gedenken all der  ermordeten Jüdinnen und Juden und weiterer Opfer der Nationalsozialisten in Recklinghausen, Deutschland, Europa und darüber hinaus.

Dies waren die einleitenden Worte der ersten Gedenkveranstaltung 2018 zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht in der Synagoge zu Recklinghausen, organisiert von Bürgern und Bürgerinnen der Stadt.

Die Erinnerung darf nie enden“, so nennt sich eine  unabhängige Initiative, die aus einem spontanen Impuls heraus entstanden ist mit dem Ziel Bürger und Bürgerinnen der Stadt Recklinghausen zu mobilisieren. Haltung zeigen gegen Antisemitismus und einen Beitrag leisten, dass das furchtbare Verbrechen an den Juden durch die Nationalsozialisten niemals vergessen wird.

Leitgedanke sollte sein, dass jede und jeder am Ende selbst ein Zeichen setzen kann und Verantwortung nicht auf kommunale oder staatliche Institutionen verschoben wird. Wir stehen alle in der  erantwortung, uns für jüdisches Leben in unseren Städten einzusetzen und uns klar gegen Antisemitismus zu positionieren.

Ziel war es, möglichst viele Bürger und Bürgerinnen der Stadt zum gemeinsamen Erinnern zu bewegen.

Drei Gedenkveranstaltungen mit unterschiedlichsten Akteurinnen und Akteuren hat die Initiative bereits organisiert. Über 300 Menschen dieser Stadt haben erstmals die Synagoge besucht und ihr Bewusstsein geschärft für aktuelle antisemitische Strömungen und Anfeindungen gegen unsere jüdischen Mitmenschen. Das ist noch viel zu wenig. Wir ho• en darauf, dass sich im nächsten Jahr weitere Bürgerinnen und Bürger der Stadt für das gemeinsame Erinnern in der Synagoge zum Jahrestag der Pogrome einsetzen  und mitgestalten und sich so der Kreis stets erweitert.

Hier und jetzt gegen Vergessen und Ignoranz!

Den Verstorbenen zu Ehren unterstützten namhafte Künstlerinnen und Künstler aus der Region die Gedenkveranstaltung durch musikalisch, tänzerische Darbietungen.

Für die Gedenkveranstaltung am 9. November 2021 hat die Bürgerinitiative „Die Erinnerung darf nie enden“ mit Unterstützung der Initiative „Fetzen“ die Flamencotänzerin Maria del Mar mit ihrem Musikensemble und Schauspieler Franz Joseph Dieken  ingeladen.

Sie erinnerten in ihren Darbietungen an den Massenmord an jüdischen Kunstschaff enden, an Sinti und Roma, sowie sephardischen Juden der Flamencowelt.

Franz Joseph Dieken las Texte von Peter Kien, einem talentierten jüdischen Künstler und Dichter, der von 1941 bis 1944 Gefangener in Theresienstadt war. Er schrieb dort das Libretto für Victor Ullmanns Einakter Oper „Der Kaiser von Atlantis“ und war  vielfältig künstlerisch tätig. Er wurde am 16. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert und starb dort im Alter von nur 25 Jahren an einer Infektion.

Der Flamenco hat seine Ursprünge im kulturellen Austausch zwischen Sinti und Roma, Mauren und sephardischen Juden in Andalusien. Maria del Mar und ihr Ensemble präsentierten jüdische Flamencostücke wie die melancholische, ernste Petenera und die Klagegesänge der Seguiriya: Die Petenera hat vermutlich einen sephardischen Ursprung und entwickelte sich aus den alten „Romanzen“ (ebenfalls Gesänge), die die Juden aus dem östlichen Mittelmeerraum mit nach Andalusien brachten. Die Seguiriya ist ein hoch dramatischer, tragischer Gesangsstil, der Wut, Verzweifl ung und Protest ausdrückt. Ihr Tanz ist ebenfalls kraftvoll, ernst und ausdrucksstark. Musikalisch begleitet wurden die Darbietungen von Javi Castrillon, Gilberto Torres, Juan Lama und Luis  lorente.

Bettina Kollecker

Gemeinderatswahl im Kreis Recklinghausen

QUELLE: J. E. W. • JÜDISCHES ECHO WESTFALEN • NR.9 • FEBRUAR 2022, FOTO: Vadym Abonosimov

v.l.n.r.: Stellvertretende Vorstandsvorsitzende – Larysa Pomogayko, Irina Barsukova, Igor Lyevi, Vorstandsvorsitzender – Dr. Mark Gutkin, Gemeinderatsvorsitzender – Evgenij Vilkinski

An der Gemeinderatswahl vom 12.12.2021 haben 210 von 280 stimmberechtigten Mitgliedern teilgenommen. Auf 5 Stellen in dem Gemeinderat sind 9 Kandidaten angemeldet.

Das Ergebnis der Stimmenzählung:

Barsukova, Irina 111
Gutkin, Mark 188
Ilmer, Abram 21
Kuznecov, Igor 48
Lyevi, Igor 122
Marychyn, Igor 63
Milinevski, Jaroslaw 97
Pomogajko, Larissa 162
Vilkinski, Evgenij 124

Nach der Wahl wurde folgendes Ergebnis zur Kenntnis genommen. Diese Personen wurden gewählt: Irina Barsukova, Mark Gutkin, Igor Lyevi, Larissa Pomogajko, Evgenij Vilkinski.

Am 12.12.2021 fand die erste Gemeinderatssitzung statt. Es wurde wie folgt gewählt:

Vorstandsvorsitzender – Dr. Mark Gutkin
Stellvertretende Vorstandsvorsitzende – Larysa Pomogayko
Gemeinderatsvorsitzender – Evgenij Vilkinski

Das Wahlergebnis wurde als gültig anerkannt, Ansprüche in der Wahlkommission wurde nicht eingereicht.

Nachruf zum Tode von Rolf Abrahamsohn זיי

Quelle: www.bvb.deNewsUebersichtZeitzeugengespraech-mit-Rolf-Abrahamsohn

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Rolf Abrahamsohn wurde 9. März 1925 in Marl als eines von vier Kindern einer Kaufmannsfamilie geboren. Sein Vater betrieb ein Kaufhaus für Bekleidung und Schuhe. Ab 1931 besuchte er die evangelische Goetheschule in Marl; ab 1934 wurden die Diskriminierungen so stark, dass er die Schule verließ.

Mit dem Novemberpogrom 1938, körperlichen Angriffen und Brandstiftung im Ladengeschäft setzte die Vertreibung aus Marl ein; die Familie zog in ein sogenanntes Judenhaus in Recklinghausen. Sein Vater und der älteste Bruder wurden inhaftiert. Nach der Haftentlassung flohen beide nach Belgien. Das elterliche Haus wurde von der örtlichen NSDAP übernommen und zur lokalen Parteizentrale gemacht.

Mit 14 Jahren musste Rolf Abrahamsohn Zwangsarbeit leisten, unter anderem für die Firma Ruhrgas in Gelsenkirchen. Sein jüngerer Bruder starb 1940 an Diphtherie.

Im Januar 1942 wurde Rolf Abrahamsohn mit seiner Mutter und den in Recklinghausen verbliebenen Juden nach Riga deportiert. Er überstand das dortige Ghetto, das KZ Kaiserwald, in dem seine Mutter an den grausamen Lebensbedingungen starb, das KZ Stutthof bei Danzig und monatelange Zwangsarbeit im KZ-Außenkommando Brüllstraße in Bochum. Dort war er in der Rüstungsproduktion und beim Bombenräumen eingesetzt. In den letzten Kriegswochen wurde er über Buchenwald nach Theresienstadt transportiert und dort von der Roten Armee befreit.

In der Hoffnung, überlebende Familienmitglieder aufzufinden, kehrte Abrahamsohn nach Marl zurück. https://bit.ly/3qoNRa5

Sein Vater und sein Bruder waren aber von Belgien aus deportiert und ermordet worden. Eine Auswanderung in die USA misslang, eine eventuelle britische Internierung in Palästina wollte er nicht riskieren. Rolf Abrahamsohn baute das Geschäft seiner Eltern in Marl wieder auf und wurde ein erfolgreicher Textilunternehmer mit zeitweise eigener Produktion.

Ab den 1970er Jahren engagierte er sich in der von ihm und anderen Überlebenden neu errichteten Jüdischen Gemeinde Recklinghausen-Bochum intensiver und war von 1978 bis 1992 deren Vorsitzender. Zugleich war er aktiv in der christlich-jüdischen Verständigung und beim Aufbau von Kontakten nach Israel. Als wichtiger Zeitzeuge und als Überlebender mehrerer NS-Lager berichtete er in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen über seine Lagererfahrungen und das jüdische Leben im Allgemeinen.

Der Kreis Recklinghausen ehrte Abrahamsohn 2011 mit der Ehrenbürgerschaft.  https://bit.ly/3Eumal4

2020 erhielt Abrahamsohn den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen, über dieses Ereignis haben wir in der zweiten Ausgabe unseres Magazins auf den Seiten 26-27 berichtet.

Sie können auch hier darüber lesen: https://bit.ly/3psAeaC

Rolf Abrahamsohn starb am 23. Dezember 2021 im Alter von 96 Jahren. https://bit.ly/3mA9uTT