Jüdische Schule wird zum Denkmal
Historischer Rundgang: Dr. Mark Gutkin (Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde), Harold Lewin, Jürgen Pohl und Dezernent Georg Möllers (v.l.) statten das Gebäude am Steintor 5 mit einer Gedenktafel aus. -FOTO: T. BREUER
Erinnerungstafel zeigt Zerstörung und Aufbau eines geschichtsträchtigen Ortes
RECKIINGHAUSEN. (ib/the) Heute ist das Rabbi-Selig-Auerbach-Haus am Steinior 5 ein Begegnungszentrum der Juden im Kreis. Ein geschichts-trächtiger Ort. 1908 erbaut, wurde die einstige ,,Israelitische Volksschule“ während des Zweiten Weltkriegs von den Nazis nahezu komplett zerstört. Jetzt ist sie Bestandteil eines stadt historischen Rundgangs. Mit dem Anbringen der Erinnerungstafel an der ehemaligen jüdischen Schule steht das Projekt ,,Denk-Mal“ des Vereins für Orts- und Heimatkunde kurz vor der Vollendung. Insgesamt 37 denkmalgeschützte Gebäude im Innenstadtbereich sind mit Tafeln versehen worden. Ein Flyer führt zu den geschichtsträchtigen Gebäuden der Stadt. Das ,,Rabbi-Selig-Auerbach-Haus“, das älteste Gebäude der Juden in Recklinghausen, zählt dazu. ,,Es ist nicht nur die besondere Architektur, die das Gebäude so einzigartig macht, sondern auch der geschichtliche Hinter-grund“, so Jürgen Pohl, Vorsitzender des Vereins fur Orts- und Heimatkunde. Die Grundstruktur ist bis heute zu erkennen: Zwei Wohnungen im Obergeschoss und ein Klassenzimmer im Untergeschoss, von dem bis heute noch Gebrauch gemacht wird. Jüdische Kinder lernen hier Hebräisch, ftir Jugendliche und Senioren finden regelmäßig Treffen statt. Die Nähe zur Synagoge garantiert eine enge Anbindung an die Jüdische Gemeinde, 1908 wurde die jüdische Schule errichtet. 1938 fiel sie der Schreckensherrschaft der Nazis zum Opfer. In blinder Vernichtung zer-störten sie das komplette Gebäude. ,,Die Nazis schütteten die Mikve, das rituelle Bad, einfach zu“, berichtet Ge-meindemitglied Harold Lewin. Die Spuren sind bis heute sichtbar. Die Fliesen sind als Erinnerung an dieses dunkle Kapitel der Geschichte erhalten geblieben. Bis heute können gläubige Frauen in der Mikve vor ihrer Heirat ein Bad im Regenwasser nehmen, um ihre Vergangenheit ,,abzuwaschen“. Bis heute ist das Gebäude in Treuhand der Stadt. 740 000 € waren für die Restaurierung nötig. 1997 wurde es an die Jüdische Gemeinde übergeben. 650 Mitglieder aus dem gesamten Kreisgebiet zählt die Gemeinde heute. Der historische Hintergrund macht das Gebäude zum essenziellen Bestandteil des Rundgangs.
Erinnerung an den letzten Rabbiner
Aus der ehemaligen jüdischen Schule ist ein Begegnungszentrum geworden.
- Zu Ehren des letzten Recklinghäuser Rabbiners, Dr. Selig Auerbach, wurde die von den Nazis zerstörte jüdische Schule nach ihm benannt.
- Dr. Selig Auerbach war von 1934 bis 1938 Rabbi der jüdischen Gemeinde. Die Pogromnacht erlebte er aufeiner Reise zu Verwandten. Er kehrte nach RE zurück und flüchtete im Dezem-ber mit seiner Familie in die USA. Dort wurde er erneut Rabbi einer jüdischen Gemeinde. 1994 starb Auerbach.