2002

Mizwa eines Trainers

Israelischer Fußballcoach schenkte Recklinghausen eine Tora

Emanuel Schaffer (Mitte) trägt die neue Torarolle durch die Straßen von Recklingshausen. Jüdische Allgemeine, Foto: Hans Blossey

VON ERNST ZUR NIEDEN

Einen großen Tag erlebte die Jüdische Ge meinde in Recklinghausen: Erstmals seit 1924 wurde am 15. Februar wieder eine Torarolle durch die Straßen der Ruhrge bietsstadt getragen. Der Anlaß war denk würdig genug, denn mit Hilfe von Spen dern konnte die Anschaffung der dritten Tora finanziert werden.

Und das nicht allein. Dem neunund siebzigjährigen Emanuel Schaffer fiel die Ehre zu, kurz vor Beginn des Sabbat betes die neue Tora von der nahegelege nen Jüdischen Schule in die Synagoge zu tragen. Schaffer stammt aus Reckling hausen, mußte 1934 vor den Nationalsozi- alisten aus seiner Heimat flüchten und lebt heute in Israel. Er war nach dem Ende des Naziregimes der erste Israeli, der ein Studium an der Deutschen Sporthoch schule in Köln absolvierte. Bei Hennes Weisweiler bestand er sein Diplom als Fußballlehrer und trainierte später die is raelische Nationalelf. Deren eins zu sie ben-Niederlage am 13. Februar dieses Jah- res in Kaiserslautern erlebte er als Ehren- gast mit.

Emanuel Schaffer hatte mit einer Spende in Höhe von zehntausend Mark (etwa fünftausendeinhundertdreizehn Euro) wesentlich zur Finanzierung der Tora beigetragen, die im englischen Manchester für die Recklinghäuser Gemeinde sie hat mehr als fünfhundert Mitglieder – restauriert wurde. Mit der Ehrenmitgliedschaft bedankte sich die Gemeinde bei Emanuel Schaffer, der während der Feier zum Einzug der Torarolle immer wieder von seinen Gefühlen übermannt wurde.

Etwa einhundertachtzig Gäste aus der Gemeinde, aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kirchen nahmen an der Festveranstaltung teil. Sie begann mit einer kurzen Prozession. Ein Baldachin aus schwerem blauen Samt über den Trägern der drei Torarollen führte den Zug an.

Emanuel Schaffer äußerte sehr große Freude und Dankbarkeit“ dafür, daß er aus einem so außergewöhnlichen Anlaß wie der in der Stadt seiner Kinderzeit sein  konnte. 1997, zur Einweihung der neuen – Synagoge, hatte der damalige Bürgermeister Peter Borggraefe mit geradezu detektivischem Gespür den Trainer in Israel ausfindig gemacht und erstmals nach Recklinghausen eingeladen.

Harold Lewin, der langjährige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Recklinghausen, bezeichnete den Einzug der dritten Tora als einen besonders wichtigen Tag im Leben der Gemeinde. Diese Tora ist aber auch ein Zeichen dafür, daß Bürger jüdischen Glaubens sich in dieser Stadt wohlfühlen und eine gute Zukunft sehen“, sagte er. Die Rollen mit dem handgeschriebenen Text der fünf Bücher Moses auf Pergament hätten daher nicht nur ei nen religiös spirituellen, sondern auch einen symbolischen Wert.

Stadt begrüßt Spender der neuen Thora

Der gebürtige Recklinghäuser Emanuel Schaffer wurde gestern von Bürgermeister Wolfgang Pantförder im Rat-haus empfangen.  Maria Friese, Peter Borggraefe, Georg Möllers und auch Michail Scheimann begrüßten den Gast aus Israel. Schaffer begleitete nach dem Empfang den Umzug der neuen Thorarolle.

 

 

 

 

 

 

 

 

Recklinghäuser Zeitung, Foto: STASCH