1903

1903 – Plan der Synagogengemeinde Recklinghausen, an Stelle der bereits beschlossenen Erweiterung der seit 1880 bestehenden Synagoge an der Wallstraße einen Synagogenneubau auf einem an der Hedwigstraße gelegenen Grundstück des Recklinghäuser Fabrikanten Franz Limper auszuführen 

Quelle: Stadt- und Vestisches Archiv Recklinghausen, Bestand II, Nr. 106, Bl. 63 , Verfasser: Dr. Matthias Kordes, Leiter des Stadt- und Vestischen Archivs Recklinghausen.

Erwerb eines Baugrundstückes zur Errichtung einer Synagoge

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Die Synagogengemeinde Recklingh[ausen] beabsichtigt, von der früher geplanten Erweiterung der Synagoge abzusehen  und einen Neubau zu errichten. Zu diesem Zwecke will sie von dem mit der Stadtgemeinde vereinbarten Vertrage, welcher bereits von der Königl[ichen] Regierung genehmigt ist, zurücktreten und hat beschlossen, ein neues Baugrundstück von  dem Fabrikanten Limper, an der Hedwigstraße gelegen, zu erwerben und zwar von Flur 18 No. 5420/1216 groß 30 Ruthen zum Preise von 200 M[ark] pro Ruthe = 6000 M[ark]

#  # No 609 I

 

V[erfügung]

Erledigt 17 / 2 03 C.

ab 18/2 03

  1. An den Vorstand der Synagogengemeinde hier

Bevor ich den Antrag auf Genehmigung zum Ankauf eines Bauplatzes für die neu zu errichtenden Synagoge weiter reiche,

ersuche ich noch einen Situationsplan bzw eine Grundzeichnung über die Lage des Baugrundstückes vorzulegen.

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2. Nach 8 Tagen etc.

R[ecklinghausen] 16/ II 03

d[er] E[rste] B[ürgermeister]

R[ensing]

N[ota] B[ene] Wegen Zurücktretens von dem mit der Stadt abgeschlossen Vertrage will der Vorstand demnächst, nach Eingang der Genehmigung, besondere Verhandlungen einleiten

Eine erste jüdische Privatschule datiert aus dem Jahre 1885, als ca. 15 Kinder in einem angemieteten Raume Unterricht erhielten. Sieben Jahre später bezog die Schule einen Anbau an die Synagoge in der Klosterstraße. 1903 wurde die private in eine öffentliche Volksschule umgewandelt, und wenige Jahre später in einem neuerbauten Gebäude am Westerholter Weg, später Am Steintor, untergebracht. Allerdings besuchten nicht alle jüdischen Kinder diese Schule, sondern erhielten ihre Bildung auf christlichen Schulen. Mit der Einweihung des Jugend- und Gemeindehauses in unmittelbarer Nähe der Synagoge wurde im Oktober 1930 das religiös-kulturelle Zentrum in Recklinghausen komplettiert.

Im Jahr 1903 wurde die erste private jüdische Schule am Westerholter Weg, später Am Steintor, gegründet.

 

Mit dem kontinuerlichen Wachsen der Gemeinde auf rund 500 Mitglieder wuchs auch der Wunsch nach einer neuen Synagoge, die 1904 an der Limperstraße eingeweiht werden konnte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bauzeichnung des Recklinghäser Synagogenbaus, März 1903.

1903 – Synagogenarchitektur als Aktenschriftstück.

Bauantrag der Jüdischen Gemeinde Recklinghausen, mit bautechnischer Beschreibung der vom Recklinghäuser Architekten Cuno Pohlig entworfenen neuen Synagoge Recklinghausen, der Baupolizeibehörde der Stadt Recklinghausen zur Prüfung vorgelegt, mit handgezeichnetem Lageplan der neuen Synagoge, Maßstab 1 : 500  

Quelle: Stadt- und Vestisches Archiv Recklinghausen; Bestand 630/581: Hausakten betr. das Grundstück Limper Straße Nr. 39

 

Baubeschreibung

zum Neubau einer Synagoge für die israelitische Gemeinde in Recklinghausen

Die Synagogen-Gemeinde beabsichtigt auf dem von ihr erworbenen Grundstück Flur 18 Parzelle 3349/1216 an der Hedwigstraße hier selbst belegen, den Neubau einer Synagoge wie auf beiliegender Zeichnung dargestellt ist, zu errichten.

Das Gebäude soll ganz massiv, die Bedachung soll vorn in Schiefer und auf dem Rückteil des Gebäudes in Falzziegeldeckung ausgeführt werden.

Die Emporen sind in Holzkonstruktionen mit Einfügung einer Schutzdecke, wie beim Wohnhausbau üblich, angenommen, die tragenden Construktionsteile der Empore bilden gußeiserne Säulen, deren Stärke aus beiliegender. statischen Berechnung hervorgeht, die Fußböden sind außer den Vorräumen in Holz gedeckt, für die Vorräume in Platten, die hier nach vorgesehene Treppe zur Empore ist massiv in Cementstein mit Untermauerung der Wangen projektiert. Die Gewölbeform der Decken wird durch Anwendung von Monierkonstruktion mit Gipsmörtel gebildet. Der Putz im Innern wird in leichter Spritzmanier ausgeführt; das Außen in Stuckputz, wie Zeichnung besagt. Zur Beheizung der Räume dienen Gasöfen, welche an gußeiserne Abzugsrohre, die in das Mauerwerk geführt, angeschlossen werden.

Alles Übrige dürfte aus der Zeichnung ersichtlich sein, und soll unter genauester Beachtung der Baupolizei-Vorschriften zur Ausführung kommen.

Recklinghausen, den 31. März 1903

 

der Bauherr:                                                                          der Architekt:

Für die Synagogengemeinde                                                            Pohlig

D[avid] Cosmann

 

 

Ges[ehen] u[nd] geprüft

Fegeler 31./5.