1903 – Synagogenarchitektur als Aktenschriftstück.
Bauantrag der Jüdischen Gemeinde Recklinghausen, mit bautechnischer Beschreibung der vom Recklinghäuser Architekten Cuno Pohlig entworfenen neuen Synagoge Recklinghausen, der Baupolizeibehörde der Stadt Recklinghausen zur Prüfung vorgelegt, mit handgezeichnetem Lageplan der neuen Synagoge, Maßstab 1 : 500
Quelle: Stadt- und Vestisches Archiv Recklinghausen; Bestand 630/581: Hausakten betr. das Grundstück Limper Straße Nr. 39
Baubeschreibung
zum Neubau einer Synagoge für die israelitische Gemeinde in Recklinghausen
Die Synagogen-Gemeinde beabsichtigt auf dem von ihr erworbenen Grundstück Flur 18 Parzelle 3349/1216 an der Hedwigstraße hier selbst belegen, den Neubau einer Synagoge wie auf beiliegender Zeichnung dargestellt ist, zu errichten.
Das Gebäude soll ganz massiv, die Bedachung soll vorn in Schiefer und auf dem Rückteil des Gebäudes in Falzziegeldeckung ausgeführt werden.
Die Emporen sind in Holzkonstruktionen mit Einfügung einer Schutzdecke, wie beim Wohnhausbau üblich, angenommen, die tragenden Construktionsteile der Empore bilden gußeiserne Säulen, deren Stärke aus beiliegender. statischen Berechnung hervorgeht, die Fußböden sind außer den Vorräumen in Holz gedeckt, für die Vorräume in Platten, die hier nach vorgesehene Treppe zur Empore ist massiv in Cementstein mit Untermauerung der Wangen projektiert. Die Gewölbeform der Decken wird durch Anwendung von Monierkonstruktion mit Gipsmörtel gebildet. Der Putz im Innern wird in leichter Spritzmanier ausgeführt; das Außen in Stuckputz, wie Zeichnung besagt. Zur Beheizung der Räume dienen Gasöfen, welche an gußeiserne Abzugsrohre, die in das Mauerwerk geführt, angeschlossen werden.
Alles Übrige dürfte aus der Zeichnung ersichtlich sein, und soll unter genauester Beachtung der Baupolizei-Vorschriften zur Ausführung kommen.
Recklinghausen, den 31. März 1903
der Bauherr: der Architekt:
Für die Synagogengemeinde Pohlig
D[avid] Cosmann
Ges[ehen] u[nd] geprüft
Fegeler 31./5.