1833 – Integration und Förderung der westfälischen Juden durch Schulbildung, Berufs- und Lehrerausbildung:
Entwurf eines Spendenaufrufs des Recklinghäuser Bürgermeisters Joseph Wulff an die Recklinghäuser Bürgerschaft zur finanziellen Unterstützung des „Vereins zur Beförderung von Handwerken und Künsten unter den Juden und zur Errichtung einer Schul-Anstalt, worin arme und verwaisete Kinder unterrichtet und künftige jüdische Schullehrer gebildet werden sollen“ (Gründung in Münster am 28. November 1825, ab 1866: sog. Marks-Haindorf-Stiftung, Körperschaft öffentlichen Rechts), mit tabellarischem Spendenverzeichnis
Quelle: Stadt- und Vestisches Archiv Recklinghausen, Bestand II, Nr. 102 (Acta generalia et specialia Verein zur Verbreitung von Handwerken und Künsten unter den Juden und zur Errichtung einer Schulanstalt für dieselben (Mark-Haindorf‘sche-Stiftung)), Bl. 14 r-v., Verfasser: Dr. Matthias Kordes, Leiter des Stadt- und Vestischen Archivs Recklinghausen.
Einladung
Aus dem, zur Einsicht beigebogenen, sechsten Jahres-Bericht über den Verein zur Bildung von Elementar-Lehrern und Beförderung von Handwerken und Künsten unter den Juden wird ein geachtetes Publikum ersehen, welche Fortschritte diese Anstalt bei den bisherigen geringen Mitteln in wenigen Jahren gemacht hat. Das rege, löbliche Bestreben dieses Instituts zur Veredelung und zeitgemäßer Ausbildung eines ganzen, seither in der größten Verworfenheit unter uns lebenden Volksstammes ist wahrlich ein Gegenstand der unsere ungetheilteste Aufmerksamkeit und Mithülfe, unser ganzes Wohlwollen in Anspruch nim[m]t. Indessen wird das vorgesteckte Ziel nur dann vollkommen erreicht werden können, wenn das Publikum dieser Anstalt diejenige thätige Theilnahme und Mitwirkung zuwendet, deren sie zu ihrem Aufblühen bedarf.
Im Auftrage meiner vorgesetzten Behörde lade ich daher sämmtliche Menschenfreunde ergebenst ein, zu diesem Behuf nach ihren Kräften reichliche Beiträge zu spenden, und den Betrag derselben in das umstehende Verzeichnis selbst gefällig einzuschreiben.
Die Anerkennung der höheren Behörde, der Dank eines aus seiner sittlichen Verdorbenheit geretteten Volkes, so wie das wohltuende Gefühl, was der stete Begleiter edler Handlungen ist, würde der Lohn der freundlichen Geber sein.
Recklinghausen, 12. Februar 1833,
der Bürgermeister
[Unterschrift] J[oseph] Wulff
Lfd. Nr. | Namen | Charakter,
Stand oder
Gewerbe | Wohnort | Subscriptions
a.
jährlich | Betrag
b.
für ein Mal |
| | | | Thaler Silbergroschen | Thaler Silbergroschen |
Literatur:
Siegfried Braun: Die Marks-Haindorfsche Stiftung, in: Hans Chanoch Meyer (Hg.): Aus Geschichte und Leben der Juden in Westfalen. Eine Sammelschrift. Frankfurt 1962, S. 47-54.
Susanne Freund: Jüdische Bildungsgeschichte zwischen Emanzipation und Ausgrenzung – Das Beispiel der Marks-Haindorf-Stiftung in Münster (1825–1942), Münster / Paderborn 1997.
Hans-Joachim Schoeps: Alexander Haindorf (1784–1862), in: Westfälische Lebensbilder, Bd. 11, Münster 1975, S. 97-111.
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