22. Abrahamsfest 2022
Bericht vom Auftakt des 22. Abrahamsfestes in der Synagoge der Jüdischen Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen am 18.9.22
Es war ein sehr gelungener Auftakt. 90 Menschen kamen an einem kühlen regnerischen Tag in der Synagoge in Recklinghausen zusammen und feierten diesen Auftakt unter dem Motto „Wir stehen auf festem Grund – unser Friedensauftrag in Tora, Bibel und Koran.“ In friedlicher, warmer Atmosphäre waren die Menschen zusammen. Im 11/2-stündigen Programm gab es Rezitation aus heiligen Texten, kluge Reden und es erklang gut vorgetragene Musik aus Judentum, Christentum und Islam.
Das Vokalensemble der Jüdischen Kultusgemeinde brachte drei sehr schöne Gesänge unter Leitung ihres langjährigen sehr geschätzten Dirigenten Nikolai Miassojedov zu Gehör; diese Feierstunde war auch sein letzter Auftritt mit diesem beachtlichen Chor. Vielfältige fröhliche Bläsermusik trugen Rüdiger Beckemeier und Shawn Faber vor, und die alevitische Sängerin Nadine Tanriverdi beeindruckte mit ihrem Gesang und Spiel auf ihrer Saz.
Passend zum Leitsatz des Auftaktes „Unser Friedensauftrag in Tora, Bibel und Koran“ wurden wichtige Botschaften aus den Heiligen Schriften von drei jüngeren Menschen vorgetragen: aus der Tora von der Schülerin Evelin Nowitzka (jüdisch), aus der ergpredigt vom Auszubildenden Patrick Höfken (christlich) und aus dem Koran von der muslimischen Religionsbeauftragten der Fatih-Moschee (Marl) Zisan Bolat.
Als Gastredner erinnerte Dr. Matthias Schreiber eindringlich an die Menschenrechte und die Grundrechte in der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland, die sich zusammenfassen lassen in der „Goldenen Regel“: „Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu!“; diese „Goldene Regel“ – so Schreiber – verdankt sich den vielfältigen religiösen und philosophischen Überlieferungen der ganzen Menschheitsgeschichte. Dr. Schreiber ist als ev. Pfarrer Religionsbeauftragter im Landtag NRW; brigens war er langjähriger Büroleiter bei Johannes Rau als Ministerpräsident NRW und danach als Bundespräsident.
Zum Beginn sprach der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Kreis RE Dr. Mark Gutkin und erwähnte auch, dass seit 11 Jahren jedes Abrahamsfest seinen Auftakt in der Synagoge des Kreises Recklinghausen feiert. Den Abschluss des ersten Teils estaltete Vorbeter und Kantor Isaac Tourgman, indem er das Shofar-Horn erklingen ließ im Blick auf das kommende Neujahrsfest Rosh ha-Schana. Er lud mit kurzer Tora-Lesung und Segen ein zum 2. Teil dieser Veranstaltung: dem koscheren Essen im Festzelt. Hier erwöhnten Isaac Tourgman und seine Söhne die Gäste mit herrlichen Spezialitäten und es gab gute Gelegenheit zum Miteinander und zu Gesprächen.
Im Übrigen: Durch das Programm führte Student Sami Yesil, einer der muslimischen Sprecher der CIJAG Christlich-Islamisch- Jüdische Arbeitsgemeinschaft Marl Kreis Recklinghausen. Er und Patrik Höfken luden auch zu weiteren Höhepunkten des 22. brahamsfestes ein. In ihrem Grußwort für die Städte im Kreis hatte schon die Marler Kulturdezernentin Claudia Schwidrik-Grebe eingeladen zur Urau ührung von „Abunuya“ am 19. November 2022, 17 Uhr, im Theater Marl: Dieses neue Werk verdankt sich der Zusammenarbeit von Aeham Ahmad (dem Pianisten zweier Welten Syrien/ Deutschland) und André Buttler (künstlerischer Leiter der Jungen Vielharmonie Marl) und wird ermöglicht durch eine besondere Zusammenarbeit der Stadt Marl und des 22. brahamsfestes.
Diesem bemerkenswerten Auftakt am 18.9.22 in der Kreis-Synagoge in Recklinghausen folgen bis Mitte Dezember ca. 20 Veranstaltungen. Passend zum Thema des ganzen 22. Abrahamsfestes 2022: „Dicke Bretter bohren – Kraftquellen und Vorbilder“; dessen chirmherr ist Prof. Dr. Ahmad Milad Karimi (Prof. Karimi lehrt an der Universität Münster islamische Theologie; er spricht am Donnerstag, 24. November 2022, 18.30 Uhr in der Fatih-Moschee Marl zum Thema Frieden).
Almuth und Hartmut Dreier in Marl, FOTO: Alexander Libkin
Einzelheiten zum 22. Abrahamsfest: siehe die Homepage: